«Hau ab, du Cheib!»
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87-Jähriger verscheucht Räuber:Hau ab, du Cheib!

Peter Glauser (87) schlägt mit dem Schirm in Gränichen AG Räuber in die Flucht
«Hau ab, du Cheib!»

Mit Schirm, Charme – und ganz viel Mut! So schlug Peter Glauser (87) in Gränichen AG einen mit einem Messer bewaffneten Räuber in die Flucht. Im BLICK erzählt der ehemalige HTL-Ingenieur, wie er das schaffte. Und warum er jetzt vielleicht doch einen Pfefferspray möchte.
Publiziert: 28.09.2020 um 18:46 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2020 um 22:09 Uhr
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Hier zeigt Peter Glauser (87) aus Gränichen AG, wie er den Räuber auf der Brücke in die Flucht schlug.
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

Fast jeden Abend spaziert Peter Glauser (87) aus Gränichen AG rund eine Viertelstunde zum Friedhof und besucht das Grab seiner verstorbenen Frau (†74). Danach geht er wieder heim.

Doch letzten Samstag kommt dem ehemaligen Elektroingenieur kurz nach 20 Uhr auf der Verbindungsbrücke zwischen der Vorstadtstrasse und dem Holtengraben plötzlich ein Räuber in die Quere!

«Er hatte mich schon vorher auf dem Heimweg mit dem Velo gekreuzt», sagt Glauser zu BLICK. «Das fand ich komisch.» Bei der Brücke habe der Mann, der einen schwarzen Kapuzen-Pulli und eine Corona-Schutzmaske trug, sein Mountainbike abgestellt. «Da dachte ich: Was ist mit dem los?»

Räuber bedroht Glauser mit Messer

Glauser läuft weiter über die Brücke. «Als ich hörte, dass er mir hinterherspringt, drehte ich mich um.» Da sei der Velofahrer vor ihm gestanden, habe ein Messer gezückt und in gebrochenem Deutsch gesagt: «Gib mir Geld!»

Die Rechnung machte der Gauner aber ohne den Rentner! Dieser nimmt seinen Schirm runter, schliesst ihn und zeigt mit der Spitze auf den Räuber. «Was hast du gesagt?», fragt er. «Gib mir Geld!», sagt der Räuber erneut. Glauser schreit: «Hau ab, du Cheib! Sonst kriegst du die Spitze in den Arsch!»

Der Räuber bekommt kalte Füsse. «Er lief zum Velo und fuhr davon», sagt Glauser. Er habe noch gedacht, ob er hinterher soll, aber: «Ich habe es dann besser sein lassen.» Und ja, er sei danach schockiert gewesen.

Demnächst wohl mit Pfefferspray unterwegs

Wieder zu Hause überlegt sich Glauser, ob er die Polizei rufen soll. «Wenn der Räuber nur Geld gewollt hätte, hätte ich ihm vielleicht etwas gegeben», sagt er. «Aber ich hatte gar keines dabei. Und die Aktion dieses jungen Schnuderis mit dem Messer hatte eine kriminelle Energie.» Deshalb habe er die Polizei alarmiert. «Ich hatte dann schon etwas Mühe mit dem Einschlafen.»

Die Polizei löste sofort eine Fahndung aus. Doch der Täter wurde noch nicht gefasst. «Das wird schwierig», glaubt Glauser. «Und wenn, dann müsste er mit Wasser und Brot bestraft werden – wie früher. Damit er etwas lernt, dieser Burscht.»

Glauser sieht sich nicht als Held. «Da gibt es andere Gründe, stolz zu sein», so der zweifache Grossvater. «Zum Beispiel, wenn man Kranken oder unterstützungsbedürftigen Menschen helfen kann.» Er will auch weiterhin abends zum Grab seiner Frau gehen. «Vielleicht besorge ich mir aber einen Pfefferspray», sagt der Senior und grinst. «Das wäre wohl humaner als eine Schirmspitze im Arsch.»

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