Pendler-Frust in Solothurn
Schluss mit dem katholischen Fahrplan!

Pendler aus dem Kanton Solothurn ärgern sich über schlechte Anschlüsse an katholischen Feiertagen. Jetzt hat die Politik reagiert: Ab 2018 soll der ÖV auch an Allerheiligen und Fronleichnam wie an Werktagen rollen.
Publiziert: 06.04.2017 um 20:49 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:11 Uhr
Spezialfahrplan ade! Ab 2018 fährt der öffentliche Verkehr in Solothurn an katholischen Feiertagen im Normalmodus.
Foto: BSU

Die katholischen Feiertage sorgen im Kanton Solothurn für Pendlerfrust: Wer an Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt oder Allerheiligen zur Arbeit in die nichtkatholische Nachbarschaft muss, sieht sich mit einem ausgedünnten Sonntagsfahrplan konfrontiert. Die Folge sind schlechte oder gar verpasste Anschlüsse – und entsprechende Kritik am Busbetrieb Solothurn und Umgebung (BSU). 

Wie die Pendlerstatistik zeigt, arbeiten von den insgesamt 140'000 im Kanton lebenden Erwerbstätigen deren 50'000 in den Kantonen Aargau, Bern, beiden Basel und Zürich. Viele von ihnen sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und daher direkt von der unterschiedlichen Fahrplanausgestaltung betroffen. Sie fordern deshalb schon lange: Schluss mit dem katholischen Fahrplan! 

«Jetzige Situation hat verschiedene Nachteile» 

Jetzt hat die Politik reagiert. Wie die «Solothurner Zeitung» berichtet, hat der Regierungsrat einem Auftrag von Kantonsrat Markus Ammann (SP/Olten) zugestimmt, wonach der öffentliche Verkehr ab kommendem Jahr auch an katholischen Feiertagen wie an Werktagen rollen soll.

Nach Abwägung aller Fakten sei der Regierungsrat zum Schluss gekommen, dass «die gegenwärtige Situation verschiedene Nachteile aufweist», heisst es. Die von Kantonsrat Ammann angeregte Massnahme weise ein «ausreichendes Kosten-Nutzen-Verhältnis auf» und werde deshalb im Globalbudget Öffentlicher Verkehr für die Jahre 2018/19 berücksichtigt und auf den Fahrplan 2018 hin umgesetzt.

In anderen Kantonen kein Thema

Während Solothurn damit laut eigener Aussage «ein den Bedürfnissen entsprechendes Angebot» garantiert, sind derartige Massnahmen in anderen katholischen Kantonen kein Thema.

«Bei uns sind keine Änderungen in dieser Hinsicht geplant», sagt Hans-Kaspar Weber, Leiter des öffentlichen Verkehrs im Kanton Zug, auf Anfrage von BLICK. Schon jetzt gelte aber: «Fährt ein Zug nach Zürich, dann stellen wir auch eine Busverbindung.» Heisst konkret: Innerhalb des Kantons gilt an katholischen Feiertagen zwar der Sonntagsfahrplan, für Pendler in die reformierten Kantone werden die Verbindungen zu den Zuganschlüssen aber in der Regel gewährleistet.

Dass dies in der Zentralschweiz kaum ein Problem ist, könnte einen einfachen Grund haben: «Zugerinnen und Zugerinnen sind in einer bessern Lage als die Solothurner», sagt Weber. «Denn die meisten Nachbarkantone sind katholisch und haben die gleichen Feiertage.»

Vielleicht sieht man deshalb in den Kantonen Schwyz, Nidwalden, Obwalden und Luzern keinen Handlungsbedarf. «Mir sind keine Reklamationen in diese Richtung bekannt», sagt Pascal Süess, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Luzern. Auf Linien, wo es Sinn mache, sei der Sonntagsfahrplan bereits abgeschafft worden. Ohnehin seien die Busse im ganzen Kanton täglich ab fünf Uhr unterwegs – auch am Sonntag. Die Verbindungen seien also garantiert. (gr)

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