Nur zwei europäische Städte schnupfen mehr Kokain
Wir haben die Nase vorn

Bundesratskandidat Ignazio Cassis (56) ist für eine Kokain-Legalisierung – und gerät deshalb in die Kritik. In Schweizer Städten wird Koks derweil mehr konsumiert als in Partystädten wie etwa Berlin! BLICK hat die spannendsten Fakten zur Droge zusammengetragen.
Publiziert: 06.09.2017 um 19:07 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:07 Uhr
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Aus einem Gramm Kokain machen sich Schweizer im Schnitt zehn Linien.
Foto: Mehmet Dilsiz
Anian Heierli
Zusammen mit BLICK hat Psychologin Larissa Maier interessante Koks-Fakten gesammelt.
Foto: Zvg

Schweizer mögen Käse, Schoggi, Cervelats – und Kokain. Eine Abwasser-Analyse von 50 europäischen Städten beweist: Nur in Antwerpen und London sind noch mehr Restspuren der Droge zu finden als in Zürich. Auch in kleineren Grosststädten wird gerne geschnupft: St. Gallen, Basel und Bern haben die Nase vorn. Hier ist der Konsum deutlich höher als etwa in den deutschen Partymetropolen München oder Berlin!

Psychologin Larissa Maier (28) befragte für das Global Drug Survey über 20'000 Schweizer zu ihrem Umgang mit Drogen. Mit ihr hat BLICK Fakten zum Koksland Schweiz zusammengestellt. 

  • Die Zahl der Konsumenten ist in den letzten Jahren relativ stabil geblieben.
  • Seit den 90er-Jahren wurde Kokain von der Junkie- zur Gesellschaftsdroge.
  • Heute ist Kokain in allen Einkommens- und Altersschichten verbreitet.
  • Es wird nicht nur an Partys, sondern auch im Alltag gekokst.
  • Die meisten Konsumenten sind Männer.
  • Der Durchschnittskokser ist zwischen 18 und 40 Jahre alt. 
  • Das in der Schweiz gehandelte Kokain stammt zu etwa 70 Prozent aus Kolumbien. Gefolgt von den Ursprungsländern Peru und Bolivien.
  • Das Kokain in der Schweiz wurde in den letzten Jahren immer reiner. 2016 lag der Reinheitsgehalt im Schnitt bei 76,7 Prozent. 2009 waren es 41,7 Prozent.
  • Dealer strecken ihr Produkt vor allem mit dem Wurmmittel Levamisol.
  • In der Schweiz gibt es zwei Verbrauchergruppen: Leute, die einfach Kokain kaufen, und solche, die gezielt mehr Geld für möglichst reinen Stoff ausgeben.
  • 1 Gramm kostet etwa 100 Franken. Daraus macht sich ein Schweizer im Schnitt zehn Linien.
  • Die Linie kostet rund zehn Franken. Sie ist somit billiger als ein Drink. Trotzdem ist Kokain in anderen Teilen Europas billiger. Denn wie in der legalen Wirtschaft orientiert sich auch der Schwarzmarkt an der Kaufkraft der Kunden.
  • Schweizer Behörden beschlagnahmten 2015 insgesamt 121 Kilogramm Kokain. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr.

27,5 Kilo Koks eingeführt und vertickt – Ein exemplarischer Drogen-Fall

José M.* (37) soll 27,5 Kilogramm Kokain in die Schweiz eingeführt und vertickt haben. Dafür stand er am Dienstag in Luzern vor dem Strafgericht. Nun drohen ihm elf Jahre Gefängnis. Das Strafverfahren hört sich im ersten Moment spektakulär an. Doch solche Prozesse finden in der Schweiz fast täglich statt. Allein beim Kriminalgericht Luzern stehen diesen Monat fünf Drogen-Fälle auf dem Programm.

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Container – 2015 entdeckte die Baselbieter Polizei in Birsfelden BL 191 Kilo-Kokain im Wert von 70 Millionen Franken in einem aus Brasilien stammenden Kaffee-Container.
Foto: Polizei BL

Der Fall von José M. ist exemplarisch für den Schweizer Kokshandel. Laut Anklage organisierte der spanisch-dominikanische Doppelbürger den Transport von Lateinamerika in die Schweiz und managte den Handel im Raum Luzern. In der Regel kommen die Drogen per Schiff nach Spanien, Belgien oder Holland. Oft versteckt in Frischgütern wie Bananen, die am Zoll einfach durchgewinkt werden.

Sechs Kilo in der Lüftung eines roten Skoda geschmuggelt 

Auch José M. bezog sein Kokain aus Spanien. Gemäss den Ermittlern verantwortet er unter anderem einen Schmuggel von sechs Kilogramm im Februar 2010. Zwei seiner Helferinnen kauften damals die Drogen in Valencia. Preis: 40'000 Franken pro Kilo. Vor Ort versteckte man das Pulver in der Belüftungsanlage eines roten Skoda.

In der Schweiz verkaufte die Bande dann fünf Kilo zu je 50'000 Franken weiter – macht einen Reingewinn von 10'000 Franken pro Kilo. Bei anderen Lieferungen streckten sie ihr Kokain, um es in kleinen Mengen zu dealen. Für den Verkauf mieteten sie im Raum Luzern sogar mehrere Wohnungen an.

Ein lukratives Geschäft mit Risiken. Behörden observierten die Dealer intensiv. Bis genügend Beweise vorhanden waren – und die Falle zuschnappte. Am 29. Juli 2011 verhaftete die Polizei drei Mitglieder der Bande. Bei deren Kopf, José M., klickten die Handschellen am 20. Februar 2014 in New York (USA). Anschliessend überführte man ihn in die Schweiz. Heute befindet er sich im vorzeitigen Strafvollzug.

Selbst einmaliger Konsum kann tödlich enden

Kokain wirkt körperlich und psychisch stimulierend. Die Droge wird heute in der Schweiz in allen Schichten konsumiert, obwohl die Risiken bekannt sind. Sucht Schweiz warnt vor Akutfolgen: Auf physischer Ebene bewirkt Kokain die Erhöhung von Blutzuckerspiegel, Körpertemperatur, Herzfrequenz und Blutdruck. Damit ist nicht zu spassen: Gefässe werden verengt, und es kann zu Hinblutungen kommen. Konsumenten nehmen zusätzlich Herzrhythmus-Störungen oder Infarkte in Kauf. Auch Atemstillstand, Krämpfe und Epilepsie gehören zur akuten Gefahr. Besonders risikobehaftet sind Menschen, die bereits Probleme mit Herz-Kreislauf oder Bluthochdruck haben.

Ruhelos, reizbar und gewaltbereit

Nicht weniger gefährlich sind die Langzeitfolgen. Die Stiftung Sucht Schweiz bringt es auf den Punkt: «Ein dauerhafter und intensiver Kokainkonsum kann zu psychischen Veränderungen führen und insbesondere Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Gewalttätigkeit und Aggressivität sowie unbegründete Ängste und Verwirrtheit hervorrufen.» Und: Der dauerhafte Konsum zehrt am Körper. Dessen Belastbarkeit nimmt ab, wodurch die Infektionsgefahr steigt. 

Auch dauerhafte Gehirnschäden möglich

Selbst Gehirnschäden sind langfristig möglich. Bekannt sind Intelligenzminderung, Konzentrationsprobleme oder Einschränkungen von Merk- und Lernfähigkeit. Ausserdem: Sehverlust, chronische Bronchitis, Leber- und Herz-Kreislauf-Schäden. Bei längerem Schnupfen von Kokain werden die Schleimhäute angegriffen und die Nasenzwischenwand kann durchlässig werden.

Symptome einer körperlichen Abhängigkeit treten kaum auf. Dafür ist das Risiko einer psychischen Sucht sehr gross.

Kokain wirkt körperlich und psychisch stimulierend. Die Droge wird heute in der Schweiz in allen Schichten konsumiert, obwohl die Risiken bekannt sind. Sucht Schweiz warnt vor Akutfolgen: Auf physischer Ebene bewirkt Kokain die Erhöhung von Blutzuckerspiegel, Körpertemperatur, Herzfrequenz und Blutdruck. Damit ist nicht zu spassen: Gefässe werden verengt, und es kann zu Hinblutungen kommen. Konsumenten nehmen zusätzlich Herzrhythmus-Störungen oder Infarkte in Kauf. Auch Atemstillstand, Krämpfe und Epilepsie gehören zur akuten Gefahr. Besonders risikobehaftet sind Menschen, die bereits Probleme mit Herz-Kreislauf oder Bluthochdruck haben.

Ruhelos, reizbar und gewaltbereit

Nicht weniger gefährlich sind die Langzeitfolgen. Die Stiftung Sucht Schweiz bringt es auf den Punkt: «Ein dauerhafter und intensiver Kokainkonsum kann zu psychischen Veränderungen führen und insbesondere Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Gewalttätigkeit und Aggressivität sowie unbegründete Ängste und Verwirrtheit hervorrufen.» Und: Der dauerhafte Konsum zehrt am Körper. Dessen Belastbarkeit nimmt ab, wodurch die Infektionsgefahr steigt. 

Auch dauerhafte Gehirnschäden möglich

Selbst Gehirnschäden sind langfristig möglich. Bekannt sind Intelligenzminderung, Konzentrationsprobleme oder Einschränkungen von Merk- und Lernfähigkeit. Ausserdem: Sehverlust, chronische Bronchitis, Leber- und Herz-Kreislauf-Schäden. Bei längerem Schnupfen von Kokain werden die Schleimhäute angegriffen und die Nasenzwischenwand kann durchlässig werden.

Symptome einer körperlichen Abhängigkeit treten kaum auf. Dafür ist das Risiko einer psychischen Sucht sehr gross.

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