Nach Polit-Knatsch sitzt der Parteilose Gérard Zufferey (59) alleine im Gemeinderat
... da war es nur noch einer

Seit Anfang März sitzt Gemeindepräsident Gérard Zufferey (59) allein im Gemeinderat von Meltingen SO. CVP- und FDP-Gemeinderäte haben den Bettel hingeschmissen. Wer am Zoff schuld ist, bleibt unklar – die Parteien schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu.
Publiziert: 27.03.2017 um 20:40 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:03 Uhr
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Die Idylle trügt: In Meltingen SO hängt der Haussegen schief.
Foto: Stefan Bohrer
Jessica von Duehren (Text) und Stefan Bohrer (Fotos)

Auf den ersten Blick wirkt Meltingen SO wie ein idyllisches Dörfchen. Doch im Schwarzbubenland hängt der Haussegen schief. Einsam sitzt Gemeindepräsident Gérard Zufferey (59) im Sitzungszimmer. Die Stühle neben ihm bleiben leer. Seit Anfang März ist der Parteilose Alleinherrscher der 650-Seelen-Gemeinde – entscheiden kann er aber trotzdem nichts. Wer am Debakel schuld ist, bleibt unklar. Die Parteien schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu.

Der Ärger begann letzten Herbst. «Damals sind Dokumente aufgetaucht, auf denen meine Unterschrift war. Ich hatte diese Unterlagen aber nie zuvor gesehen», sagt der parteilose Zufferey. Bei der Sitzung kommt raus: Thomas Spaar, einer der drei FDP-Gemeinderäte, hatte Zuffereys Signatur in die Anträge kopiert. Daraufhin schmeissen die beiden CVP-Räte den Bettel hin. Und Gemeindepräsident Zufferey erstattet Strafanzeige gegen Spaar. 

«Nicht mehr kooperativ»

Die Fronten zwischen den FDP-Mitgliedern und Zufferey verhärten sich immer mehr. Anfang März eskaliert die Situation. Die Vertreter der FDP Meltingen treten mit sofortiger Wirkung zurück. In einer Mitteilung geben sie Gemeindepräsident Zufferey die Schuld an ihrer Entscheidung: «Der Gemeindepräsident weigert sich, Mehrheitsentscheide mitzutragen, bei denen er unterlegen ist. Er ist nicht mehr kooperativ.» 

Denn: Für Beschlüsse braucht der eigentlich sechsköpfige Gemeinderat vier Ja-Stimmen. Sagt Zufferey Nein, fehlt den drei FDPlern die Mehrheit. Der Präsident bleibt hart: «Wir haben eine Demokratie. Warum soll ich einer Sache zustimmen, die ich nicht will?»

Im Mai wird gewählt

Zufferey sieht die Schuld nicht bei sich, sondern bei der FDP. Genauer: bei Gemeinderat Thomas Spaar. Das bestätigt auch CVP-Vorstand Fabio Jeger (54). «Wir haben gesagt, wir können nicht mit ihm zusammenarbeiten. Aber die FDP hält an ihm fest», sagt Jeger. Spaar will sich zu den Vorwürfen nicht äussern und verweist gegenüber BLICK auf das laufende Strafverfahren. 

Die Situation ist festgefahren, eine Lösung nicht in Sicht. Regeln sollen das Debakel jetzt die Gemeinderatswahlen Ende Mai. Ob Zufferey wieder als Gemeindepräsident ins Rennen geht, weiss er noch nicht. «Ich bin im Dilemma. Wenn es eine adäquate Person gäbe, stellte ich den Job gern zur Verfügung. Aber der Spaar wäre unzumutbar», sagt er. 

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