Michael Klafsky (33) muss selber grinsen, als er BLICK auf seinem Handy das Bild zeigt: «Hier, so habe ich nach der Attacke letzten Dienstag ausgesehen – zwei Zähne fehlen!», so der Automonteur aus Schönenwerd SO. «Dabei ist das Ganze eigentlich nicht zum Lachen.»
An jenem Abend will Klafsky in Olten SO auf den Zug und nach Hause. «Ich war etwas früher dran, traf noch einen Kollegen und wollte einen Kebab in der Bahnhofsunterführung bestellen.» Doch dazu kommt es kurz vor 22 Uhr nicht.
Frau schrie um Hilfe
«Wir haben beobachtet, wie zwei junge Männer eine Frau angriffen», erzählt Klafsky. Einer sei ein Südländer, der andere ein Osteuropäer gewesen. Sie hätten die Frau am Arm gepackt und zur Aare gezogen. «Einer war sehr aggressiv. Da war hundertprozentig Alkohol im Spiel.» Die Frau habe die ganze Zeit geschrien: «Lass mich bitte los! Ich will nichts mit dir zu tun haben! Bitte helft mir!»
Klafsky und sein Kumpel gehen hin. «Ich dachte, ich muss einschreiten, weil sonst niemand etwas tat», so der 33-Jährige. Sie hätten die Männer von der Frau trennen können. Aber: «Da gingen sie mit einem Musikböxli auf uns los. Dann haben sie mir mit einer Glasflasche zwei Zähne rausgeschlagen!»
Ein Schläger gefasst, der andere flüchtete
Zu viel für Klafsky. «Nachdem ich fünf Mal eins ins Gesicht bekommen hatte, habe ich mich gewehrt», sagt er. «Ich schlug zurück.» Einen der Typen habe er dann festhalten können, bis die Polizei kam. Der andere sei geflüchtet. «Ich und mein Kollege haben eine Anzeige aufgegeben.»
Am nächsten Tag sei er zum Arzt und zum Zahnarzt gegangen, so Klafsky. Nebst einem Schaufel- und einem Eckzahn, die er oben verlor, wackeln unten zwei Zähne. Er habe nun für drei Monate ein Provisorium, dann Prothesen. «Zudem habe ich noch Prellungen am Kopf und eine angerissene Rippe.»
Opfer hat sich bei Helfern bedankt
Klafsky erfährt später, dass ein Typ der Ex-Freund der Frau war. «Er wollte sie wieder zurück, sie aber nichts mehr mit ihm zu tun haben.» Mit ihren beiden Helfern in der Not aber schon. «Sie hat sich bei uns bedankt.» Klafsy und sein Kumpel, der auch verletzt wurde, freut dies.
Doch bezüglich Zivilcourage machen sie sich Sorgen. «Es ist traurig, dass in solchen Situationen nicht mehr Leute helfen», sagt Michael Klafsky. «Aber klar, wenn solche Sachen passieren, dann verstehe ich auch die Leute, die Angst haben einzugreifen.» Er selber würde es wieder tun. «Sonst tut ja niemand etwas. Leider.»
Für seine Zivilcourage musste auch Carsten Buchert Schläge einstecken. Der Deutsche beobachtete am Bahnhof Wil, wie mehrere jungen Männer eine ältere Frau anrempeln und zu Fall bringen. Sofort rennt er hin, hilft der Frau und verlangt von den Pöblern eine Entschuldigung. Dann kommt er aber selbst dran (BLICK berichtete).
Mittlerweile hat die Prügel-Bande aber Angst vor Konsequenzen und gesteht den Fehler ein. «Es ist klar, dass wir zu weit gegangen sind», sagt einer der Schläger, Ahmed H.*, zu BLICK.
*Name geändert