Sogar sie selber kann es kaum begreifen: Vanessa C.* (16) schaut sich das Foto des zerdrückten Lieferwagens an. Die Malerstiftin aus Niederrohrdorf AG hat es mit ihrem Handy geknipst. «Ich kann es nicht fassen», sagt sie. «Aus diesem Wrack bin ich tatsächlich lebend herausgekrochen!»
Und das kam so: Vanessa arbeitet am Mittwoch in Suhr AG. Die Malerin ist im 2. Lehrjahr und um 15.45 Uhr mit ihrem Auftrag fertig. Ihr Arbeitskollege Admir K.* (21) holt sie ab.
«Wir luden das Material ins Firmenbüssli und stiegen ein. Dann drehte Admir den Schlüssel», erzählt Vanessa. «Und schon fuhr der Bus los! Admir sagte mir, er habe gar kein Gas gegeben. Vielleicht ist er mit den nassen Schuhen vom Brems- aufs Gaspedal abgerutscht.»
Admir K. steuert den Toyota Hiace direkt auf die Bahngeleise der Wynental-/Suhrentalbahn zu! «Er versuchte noch, nach rechts abzudrehen, aber das klappte nicht im Kies», schildert die Malerstiftin. «In dem Moment schrien wir nur noch ‹Scheisse!›. Denn wir sahen von links einen Zug kommen. Er knallte ihn uns rein, wir wurden mitgeschleift und gegen den Leitungsmasten gedrückt.»
«Admir hatte eine Schramme im Gesicht»
Horror! Der Lokführer merkt nichts vom Unfall. «Als ein Waggon nach dem anderen an uns vorbeischleifte, dachte ich: Jetzt sterbe ich», sagt Vanessa. «Admir rutschte auf dem Bänkli zu mir rüber, hielt mich fest.» Sekunden erlebt Vanessa wie Stunden, bevor die Bahn endlich stoppt.
«Wir wurden nochmals durchgeschüttelt! Ich war so froh, dass wir noch am Leben waren!» Beide konnten sich aus dem Wrack befreien. «Admir hatte eine Schramme im Gesicht. Ich nichts!»
Bevor die zwei zur Kontrolle ins Spital gebracht werden, kniet sich Vanessa ins schneebedeckte Feld. «Ich musste ein Handyfoto machen. Ich dachte: Das glaubt mir sonst niemand!»
* Namen bekannt