Auch für involvierte Lokführer sind Todesfälle auf den Gleisen ein grosser Schock. Davon weiss Arthur Albert (78) aus Wagen SG ein trauriges Lied zu singen. Der pensionierte Lokführer musste ganze sechs Mal in seiner Karriere bei den SBB mitansehen, wie Menschen unter seinem Zug starben. «Vier Menschen starben innerhalb von nur 18 Monaten – das war zu viel für mich», erinnert sich Albert im Gespräch mit BLICK.
«Alles geht so schnell»
«Passiert so etwas, schaltet sich das Hirn zuerst komplett aus. Man sitzt im Führerstand und wird erst mal zum Roboter. Stoppt und sichert den Zug, meldet den Unfall, versucht nicht durchzudrehen», so Albert. Bei einigen Unfällen habe er aber auch im Führerstand geschrien und geweint. Gehofft, dass das Geschehene nur ein Traum gewesen ist. «Alles geht so schnell», sagt er. Irgendwann hole einen die fürchterliche Tatsache aber doch ein, «zu Hause, im Privaten. Abends, wenn man schlafen will und nur von diesen Szenen träumt.»
Mit 58 Jahren wurde Albert als traumatisierter Lokführer im Jahr 2000 pensioniert – heute hat er vieles verwunden, wie er sagt. «Es geht mir gut, aber auch heute noch kann ich jede einzelne Stelle ganz genau beschreiben, wo ich einen Menschen mit dem Zug getötet habe», sagt er.
Mädchen fiel zwischen Haltekante und Zug
Mit dem Lokführer oder der Lokführerin aus Würenlos AG sowie mit den Angehörigen habe er grosses Mitleid. «Es ist schrecklich – jetzt ist eine Betreuung ganz wichtig.» Auch er habe einmal einen Unfall mit einem Mädchen gehabt. Es sei bei der Abfahrt des Zuges zwischen Haltekante und Zug gefallen. Doch: «Passanten konnten es gerade noch retten. Ich hatte vorne im Führerstand nichts davon mitbekommen, es war unmöglich, etwas zu sehen», erinnert sich Albert an diesen Schreckensmoment. Zum Glück seien die Züge damals noch langsamer angefahren.