Riesenschock für Tanja Muff (12) aus Obermumpf AG am ersten Schultag im neuen Jahr: Die neue Aushilfslehrerin deckt sie mit einer üblen Beleidigung ein.
Die Sechstklässlerin hatte die richtige Lösung auf eine Rechenaufgabe gesagt. Für die Lehrerin aber zu leise. Die Schülerin erzählte: «Sie sagte auf Hochdeutsch: ‹Könnt ihr Hurenmädchen denn nicht lauter sprechen?›» Am Donnerstag, drei Tage nach dem Vorfall, sagt Tanja zu BLICK: «Es tat mir innerlich weh, als sie das zu mir sagte.»
In der gleichen Schullektion wurde das Mädchen von der Aushilfe auch aufgefordert, für eine Antwort auf den Stuhl zu stehen.
«Klassenkamerad sagte mir, war richtig, Sache öffentlich zu machen»
Von ihren Gspänli erhält sie danach Trost und Unterstützung: «Ein paar Schüler kamen zu mir und sagten mir, dass es ihnen leidtue, was mir passiert sei. Ein Bub aus meiner Klasse meinte, dass es richtig war, die Sache öffentlich zu machen.»
Der Ausraster hat für die Lehrerin Konsequenzen: Sie wurde unter Beobachtung gestellt. Am Mittwoch seien die Schulleiterin und eine Schulpädagogin im Klassenzimmer gewesen, als die Lehrerin unterrichtete, erklärt Tanja. «Die Schulleiterin und die Pädagogin haben alles beobachtet. Die Lehrerin hat sich aber ganz normal verhalten.»
Seit dem Vorfall am Montag hätten sie und die Aushilfe nicht miteinander gesprochen, sagt Tanja. «Auf mich ging sie in den letzten Tagen nicht speziell ein.» Tanja sagt jedoch, dass sie in den letzten Tagen Mühe mit dem Einschlafen gehabt habe. «Denn der Vorfall beschäftigt mich sehr.»
Mutter der Schülerin überlegt sich, Strafanzeige einzureichen
So erging es auch Tanjas Mutter Purity Mutala (39). «Ich kann es bis heute nicht glauben, dass eine Lehrerin meine Tochter als ‹Hurenmädchen› bezeichnet hat. Das hat mir tief im Herzen wehgetan.» Die Kenianerin überlegt sich, eine Strafanzeige gegen die Lehrerin einzureichen.
Auf eine Entschuldigung warten Mutter und Tochter bis heute. «Und ich erwarte, dass die Schule diese Lehrerin suspendiert.» Gleiches hofft auch die Schülerin selbst: «Ich finde, dass sie nicht mehr an unserer Schule unterrichten sollte.»
Lehrerin äussert sich nicht zum Vorfall
Die Schule selbst richtete sich in einem Schreiben an die Eltern (liegt BLICK vor). Darin steht, dass sich die Lehrerin «während des Unterrichts wohl in ihrer Wortwahl gegenüber den Schülerinnen und Schülern vergriffen hat.»
Die Lehrerin musste gemäss dem Schreiben bei der Schulleitung für ein Gespräch antraben. In diesem Gespräch habe die Lehrerin versichert, dass der freundliche und wertschätzende Umgang auch ihrer Haltung entspreche. Auch in der Klasse habe sie dies angesprochen und sich «für den Ausrutscher entschuldigt.»
Schulpflege-Präsident Alex Müller (50) sagt zu BLICK, dass die Lehrerin nicht suspendiert wurde. «Sie unterrichtet zurzeit weiter. Dies unter sehr enger Begleitung während der Lektionen von Personen wie etwa der Schulleiterin oder von Schulpädagogen.»
Man wolle Ruhe in die Angelegenheit bringen und den Vorfall möglichst schnell und korrekt aufklären. «Dazu müssen wir herausfinden, was sich am Montag im Schulzimmer genau abgespielt hat. Diese Gespräche und Abklärungen laufen zur Zeit mit Hochdruck.» Und: «Zum Wort ‹Hurenmädchen› äussere ich mich nicht.»
Die Lehrerin hat sich mittlerweile einen Anwalt genommen. Auf BLICK-Anfrage sagt dieser, dass sich seine Mandantin zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zum Vorfall äussern möchte.