Othmar Stäheli (72) wirkt gestern euphorisch, als BLICK ihn zu Hause in Sins AG trifft. Immer wieder klingelt das Telefon. Freunde rufen an, erkundigen sich nach seiner Stimmung. «Ich bin erleichtert, dass Katharina unterschrieben hat. Es geht mir gut.»
Hinter dem Rentner liegen vier wechselvolle Jahre. Seine Tochter Katharina Katit-Stäheli (44) sitzt seit Anfang 2014 im Gefängnis in Spanien. Sie hatte dort nach einer spektakulären Flucht ihr Baby Dylan (†1) getötet.
Das Drama begann im Dezember 2013. Ihr Kind leidet an einem Hydrozephalus, einem Wasserkopf. Als Gegnerin der Schulmedizin lehnt Katit-Stäheli eine OP ab. Als die Ärzte sie per superprovisorischer Verfügung dazu zwingen wollen, flieht sie samt Baby ins Ausland. In einem Einkaufszentrum in Spanien findet sie die Polizei und bringt sie ins Spital. Hier schneidet sie Dylan die Kehle durch und versucht, auch sich umzubringen. Sie überlebt schwer verletzt.
Othmar Stäheli verhalf seiner Tochter damals zur Flucht
Auch Othmar Stäheli spielt damals eine wichtige Rolle. Er versteckte Tochter und Enkel tagelang bei sich in Bülach ZH – besorgte Flucht-Auto und Handy. Immerhin: Das Verfahren wegen Begünstigung gegen ihn wurde mittlerweile durch die Staatsanwaltschaft Zürich eingestellt.
In den letzten Wochen spitzte sich die Situation zu, das Urteil stand aus. In den letzten Tagen rief Katharina ihren Vater fast täglich an. Grund: Sie war sich unsicher, ob sie die aussergerichtliche Einigung mit dem Staatsanwalt unterschreiben soll. Der fordert 11 Jahre Freiheitsentzug für die Tötung ihres Sohnes. «Montag stimmte sie endlich zu», so Stäheli.
Ob Spanien einer Verbüssung der Strafe in der Schweiz zustimmt, ist noch offen
Das Gericht muss die Einigung noch absegnen. Dann verbleiben der Kindsmörderin noch sieben Jahre Gefängnis. Unter Umständen stimmt der spanische Justizvollzug einer Verbüssung der Strafe in der Schweiz zu. «Das wäre für Katharina das Beste. Ihr geht es in Spanien nicht gut», so ihr Vater. Und fügt an: «Ich habe ihr längst verziehen. Ich freue mich, wenn sie in meine Nähe darf.»
Bereut hat seine Tochter die schreckliche Tat nie. Othmar Stäheli sagt dazu nur: «Sie bereut einzig, dass sie nicht zusammen mit ihrem Sohn in den Tod gehen durfte.»