Roshan und Michael hätten ihre dreieinhalbjährigen Zwillinge Rafael und Rahul gerne in einer Spielgruppe in Lenzburg AG angemeldet. Doch die Buben sind dort nicht willkommen – weil sie zwei Papis haben. Der Fall wurde vom «Lenzburger Bezirks Anzeiger» publik gemacht und löste eine Welle der Empörung aus.
Nach fast zwei Wochen Schweigen meldet sich erstmals die Spielgruppen-Leiterin zu Wort, die den Antrag des schwulen Paars damals ablehnte. «Alles basiert auf einem Missverständnis», nimmt sie gegenüber der «Aargauer Zeitung» schriftlich Stellung. Sie habe am Morgen des 20. August eine E-Mail vom einen Vater erhalten. «Er schrieb, sie suchten einen Platz für Zwillinge.» Zu diesem Zeitpunkt sei die Spielgruppe eigentlich schon voll gewesen.
Schwierige Fragen befürchtet
Die Spielgruppen-Leiterin habe sich am Telefon nach der Mutter der Kinder erkundigt, so die Darstellung der Ereignisse durch einen der Väter. «Ich habe ihr gesagt, dass ich alles noch mit meinem Partner besprechen müsse.» Eine solche Familienkonstellation sei «weder normal noch natürlich», soll die Spielgruppen-Leiterin daraufhin erklärt haben.
«Den Satz, mit dem ich immer wieder zitiert werde – dass solche Kinder weder normal noch natürlich seien – habe ich nicht so gemeint», hält die Spielgruppen-Leiterin nun fest. «Ich habe nachgefragt, ob die Kinder eine Mutter haben, worauf der Vater verneinte und mich fragte, ob das ein Problem sei. Ich habe geantwortet, dass es bisher in meiner Spielgruppe normal war, dass die Kinder ein Mami und einen Papi haben.»
Sie sei unsicher gewesen, wie sie mit Kindern homosexueller Eltern im Spielgruppenalltag umgehen solle und wollte das mit dem Vater der Buben besprechen: «Was, wenn ich in der Spielgruppe Geschichten über Kinder mit Mami und Papi erzähle – und die Zwillinge zwei Papis haben? Auch befürchtete ich, sie könnten deswegen von den anderen Kindern gehänselt werden, oder dass schwierige Fragen auftauchen.»
Keine Ressourcen für Englischsprachigkeit
Zudem habe sie erfahren, dass die Zwillinge nur Englisch sprächen. Das würde besondere Aufmerksamkeit benötigen und sei in einer ohnehin schon vollen Gruppe nicht möglich. Ausserdem spreche sie selber nur ein paar Brocken Englisch. «Weil ich die Ressourcen nicht hatte, habe ich schliesslich abgesagt – und nicht, weil die Buben zwei Väter haben. Die Väter haben es aber wohl so aufgenommen, dass ich gegen homosexuelle Eltern bin.»
Auf die Frage, ob sie deutschsprachige Kinder eines schwulen Paares aufnehmen würde, schreibt die Spielgruppenleiterin: «Ja, auf jeden Fall. Hätten die beiden Väter bereits im Frühling für einen Platz im Herbst angefragt, hätte ich ganz klar zugesagt.» (noo)