Seine Stimme tönt, als würde er gleich weinen. «Es tut mir so leid», sagt Peter K.* (73) zu BLICK. Und fügt betroffen an: «Einen jungen Menschen umgebracht zu haben, damit habe ich sehr zu kämpfen.»
Der pensionierte Laborant aus Klingnau AG übersah am Mittwoch Samuele P.* (†18) in Schinznach-Bad AG und bog auf die 80er-Strecke ein. Der laut Polizei korrekt fahrende Schreinerstift knallte daraufhin mit seinem 50-Kubik-Töff seitlich in den roten Opel von Peter K. (BLICK berichtete).
In Lücke gefahren
«Ich hatte meine Frau in der Reha besucht», erzählt Peter K. Gegen 20 Uhr habe er nach Hause fahren und beim Thermalbad auf die Bruggerstrasse einbiegen wollen. «Ich habe sogar noch angehalten.» Es sei dunkel gewesen und habe Verkehr gehabt. Als von beiden Seiten her nichts mehr gekommen sei und er eine Lücke gesehen habe, sei er rausgefahren. «Da sah ich nur noch einen schwarzen Schatten von links und hörte einen Knall», so Peter K. «Ich habe nichts kommen sehen!»
Trotz des Aufpralls bleibt Peter K. in seinem Auto unverletzt. Er steigt sofort aus. «Da lag ein Töfffahrer am Boden. Ich ging zu ihm hin», erinnert er sich. «Er trug den Helm noch, sagte nichts mehr und röchelte.» Noch bevor Peter K. etwas tun kann, sind Helfer da und kümmern sich um Samuele P. «Das ging mir so nahe», sagt Peter K. Der Senior wird zur Seite genommen. Samuele P. stirbt trotz Reanimationsversuchen eines Ambulanzteams noch am Unfallort.
Gesundheitliche Probleme
Peter K. muss sein Billett abgeben, eine Blut- und Urinprobe wird von ihm genommen. Er wird auf den Polizeiposten gebracht. «Sie fragten mich, ob ich für eine Einvernahme fähig sei», so Peter K. «Da ich wegen dem Unfall hellwach war, habe ich gleich ausgesagt.»
Der 73-Jährige bestätigt, dass er gesundheitliche Probleme hat. «Nur mit den Beinen, ich bin nicht mehr so gut zu Fuss», sagt er. «Und einmal hatte ich Wasser auf der Lunge.» Er gehe alle drei Monate zur Physiotherapie. Beim Hausarzt sei er vor drei Monaten zum letzten Mal gewesen. Peter K.: «Ich durfte aber weiterhin Auto fahren.»
Schon mal Billett weg
Alkohol habe er vor dem Unfall keinen getrunken. Aber: «Vor etwa 40 Jahren hatte ich einmal 1,3 Promille im Blut und musste das Billett abgeben», so Peter K. «Seither ist nie mehr etwas passiert.»
Irgendwann will sich der Rentner bei den Angehörigen von Samuele P. melden, die sich nicht zum Unfall äussern wollten. «Ich möchte mich bei ihnen entschuldigen», sagt Peter K. Aber: «Ich muss zuerst selber mit diesem Unfall klarkommen. Irgendwie.»
* Namen der Redaktion bekannt