Ein umgekippter Container, der zehn Meter weit in einem fremden Garten gelandet ist, niedergerissene Zäune, geflutete Autos und Häuser: Ein Unwetter trifft am Samstagabend die Region Zofingen im Kanton Aargau mit voller Wucht. Hagelkörner und heftige Regenfälle richten ein Bild der Zerstörung an. Bei der Notrufzentrale gingen über 400 Schadensmeldungen ein.
Schlimm traf es auch das nahegelegene Uerkheim AG. Beim Dorfladen von Elsbeth Byland (62) liegt ein beissender Ölgeruch in der Luft. Die Heizung ist umgekippt. Das Lebensmittelgeschäft ist komplett verwüstet und wird nun für immer geschlossen bleiben. «Das war unsere Existenz. 40 Jahre Arbeit sind untergegangen», sagt sie.
Familienmitglieder tragen die kaputte Kasse und die Gemüsewaage hinaus. Die Theke wird zersägt und abgebrochen. Als ihr Mann eine Mappe mit durchnässten Zeichnungen hinausträgt, füllen sich ihre Augen mit Tränen. «Das sind Bauernmalereien von meiner verstorbenen Mutter. Die müssen wir jetzt auch wegwerfen», sagt die Verkäuferin.
«Es sah aus wie im Krieg»
Nach der Hitze prasselten am Samstagabend kirschgrosse Hagelkörner vom Himmel: «Die Strasse wurde zum reissenden Fluss. Ein Auto steckte in einer Hauswand fest. Wir versuchten das Wasser mit einer Absperrung fernzuhalten, doch der Sturm riss sie weg. Es sah aus wie im Krieg», sagt Nichte Stefanie Byland (20), die beim Aufräumen hilft.
Die Familie konnte nur zusehen, wie alles überschwemmt wurde. Über dem Laden befindet sich die Wohnung, sie ist zum Glück heil geblieben; nicht so der Peugeot, der auch kaputt ist.
Tobias Pohl (40) und seine Frau Melanie (32) aus Pfaffnau LU fuhren am Samstagabend sofort zu ihrem Tattoo-Studio in Uerkheim, als das Gewitter losging. Doch ganze Autobahnabschnitte waren überschwemmt, überall staute sich der Verkehr. «Wir waren zwei Stunden unterwegs anstatt der üblichen 20 Minuten», so der Tätowierer. Den Schaden am Geschäft schätzen sie auf 10’000 Franken.
Auch das Haus von Martin Hättenschwiler (43) gegenüber wurde geflutet. «Es ist traurig, wir haben viel Arbeit in Haus und Garten gesteckt», sagt er mit der Schaufel in der Hand.
Schäden in dreistelliger Millionenhöhe
In Zofingen AG standen mehrere Quartiere und das Bahnhofparking mit rund 100 Autos unter Wasser. Unterführungen waren meterhoch geflutet. Vielerorts ist der Strom ausgefallen, so auch in der Pizzeria da Vito. «Schon seit gestern Abend sind wir ohne Strom», sagt Geschäftsführer Vito Mariniello (55). «Ich hoffe, dass wir das Geschäft bald wieder öffnen können.»
Immerhin: Beim Unwetter wurde niemand verletzt. «Wir können von Glück reden, dass keine Menschenleben zu beklagen sind», sagte die Zoffinger Stadträtin Christine Guyer. Der Sachschaden ist allerdings immens: Allein die Stadt Zofingen geht von einem dreistelligen Millionenbetrag aus.