«Ich geriet in Panik»
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Sven T. (33) fuhr Leonie Z. an:«Ich geriet in Panik»

Harley-Fan Sven T. (33) fuhr im Aargau Leonie Z. (30) an und haute ab – jetzt gesteht er im BLICK
«Ich geriet in Panik»

Sven T. (33) ist der Mann, der mit seiner Harley-Davidson in Fahrwangen AG eine Frau (30) angefahren hat – und dann geflüchtet ist, obwohl Leonie Z. beim Unfall verletzt wurde. Jetzt erklärt er sich. Sein Opfer hat ihm längst verziehen.
Publiziert: 17.05.2020 um 23:02 Uhr
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Aktualisiert: 18.05.2020 um 08:41 Uhr
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Möchte anonym bleiben: Harley-Fahrer Sven T. (33).
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

Schrecklicher Unfall in Fahrwangen AG: Ein Harley-Fahrer prallte in der Nacht auf Freitag auf der Alten Aescherstrasse mit seiner schweren Maschine in eine Spaziergängerin. Diese brach sich den Unterschenkel – der Lenker machte sich aus dem Staub! Noch am gleichen Tag konnte die Kantonspolizei Aargau den Motorradfahrer ermitteln.

BLICK-Recherchen zeigen: Es handelt sich um Sven T.* (33) aus der Region. Der Metallbauer ist bereit, anonym über den Vorfall zu reden. «Ich war daheim und hatte ein wenig eine stressige Situation», erklärt er. Das Geschäft und die Corona-Krise hätten ihn mitgenommen. «Da wollte ich schnell raus und das Hirn durchlüften.»

Sven T. kann das am besten auf seiner Harley-Davidson FLHX Street Glide. «Für mich bedeutet das Töfffahren Freiheit und Abschalten», sagt er. «Dann kann ich einfach geniessen.»

«Es ging relativ schnell»

Kurz nachdem Sven T. losgefahren ist, kommt es nach nur wenigen Hundert Metern zum Crash. «Es ging relativ schnell», erinnert er sich. «Es tauchten auf einmal zwei dunkle Gestalten vor mir auf.» Er habe sie im letzten Moment gesehen und noch versucht zu bremsen. Aber: «Es hat nicht mehr gereicht.»

Mit seinem 450-Kilo-Töff erwischt er eine der Spaziergängerinnen am Bein. Laut BLICK-Informationen ist es Leonie Z.* (30). Sie war nicht alleine unterwegs. Eine Kollegin, die mit ihrem Hund draussen war, war bei ihr und musste alles mit ansehen.

Sven T. sagt, dass er beide Frauen sehr gut kenne. Denn die Frau, die mit dem Hund unterwegs war, ist seine Lebenspartnerin.Was er nach dem Unfall genau gemacht hat, daran erinnert er sich nicht. «Ich war im Schockzustand und habe nicht mehr richtig funktioniert.» Er wisse auch nicht, ob er zu den Frauen hingegangen sei. «Ich weiss nicht mal mehr, wie ich meinen Töff aufgestellt habe.»

Billett und Harley eingezogen, Verfahren eröffnet

Fakt ist: Sven T. stösst die Harley nach Hause. Erst dort beginnt er das Geschehene zu realisieren: «Ich geriet in Panik und bin deshalb weggelaufen.» Weil ihm noch nie so etwas passiert sei.

Die Polizei ist bald bei ihm, nimmt ihn fest. Sein Billett wird eingezogen, die beschädigte Harley sichergestellt und ein Verfahren eröffnet. Sven T. sagt, dass er keinen Alkohol intus gehabt habe. «Jetzt hoffe ich, dass ich meinen Töff und das Billett irgendwann wiederkriege.»

Die Gedanken von Sven T. sind jetzt bei Leonie Z. «Ich telefoniere täglich mit ihr», sagt er. Ein Besuch im Spital sei wegen des Coronavirus nicht möglich. «Dass es mir leidtut, ist nur der Vorname!»

Opfer nimmt Entschuldigung an

Leonie Z. hat die Entschuldigung angenommen. Zu BLICK sagt sie am Telefon: «Er hat es ja nicht extra getan. Es ist einfach blöd gelaufen. Ich bin ihm nicht böse.» Sie hoffe nun, dass sie bald heimgehen könne.

Sven T. will etwas aus den Konsequenzen gelernt haben. Denn auch er hatte Glück, weil er ohne Helm fuhr und mit Schürfungen davonkam: «Ein wenig wehtun muss es, dann wird man vielleicht schlauer.»

* Namen geändert

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