Das sagt Staatsanwalt Simon Burger zum Nock-Prozess
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10 Monate unbedingter Knast:Das sagt Staatsanwalt Simon Burger zum Nock-Prozess

Gewalt und Schreie in der Familie Nock
Was macht das mit den Kindern?

Vor Gericht schilderte Ximena Nock (44) eindrücklich, wie sie von Freddy Nock (55) attackiert wurde. Ihre Kinder bekamen vieles mit. Was solche Erfahrungen in einem jungen Leben auslösen, erklärt Psychologe Allan Guggenbühl.
Publiziert: 13.12.2019 um 19:30 Uhr
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Freddy Nock mit siegessicherem Lächeln am Morgen vor seinem Prozess in Zofingen.
Foto: Keystone
Johannes Hillig

Freddy Nock (55) misshandelte jahrelang seine Noch-Ehefrau Ximena Nock (44). Und ihre Kinder bekamen die Prügel- und Würge-Attacken mit. Nicht immer, nicht alles. Doch das Erlebte hinterliess Spuren. Sie schliefen mit einem Messer oder einer Schere unter ihrem Kopfkissen. «Um einzugreifen, falls er wieder austickte», erklärte der Staatsanwalt beim Prozess gegen den Hochseilartisten.

Die älteste Tochter von Ximena Nock bekam so zum Beispiel den Vorfall am Tag der «Swiss Awards» im Jahr 2013 mit. Sie hörte, wie ihre Mutter verprügelt wurde. «Sie berichtet, wie sie quälende Schreie aus dem Nebenzimmer hörte, fürchtete um ihr Leben, fürchtete, dass ihre Mutter totgeschlagen werde», so der Staatsanwalt.

Das macht Kinder fertig

Ein Kind können solche Erfahrungen schwer belasten, gar traumatisieren, erklärt Allan Guggenbühl. Der Psychologe hat gerade ein Projekt lanciert, das Kindern helfen soll, erlebte Gewalt in der Familie zu verarbeiten. Erst in den Kantonen Bern und Freiburg, dann in der ganzen Schweiz.

Denn oftmals reden Kinder nicht darüber. «Für Kinder sind Vater und Mutter wichtig, sie wollen keine Partei ergreifen. Und diese Situation, zwischen den streitenden Eltern zu stehen, macht sie fertig», sagt Guggenbühl zu BLICK. Sie würden versuchen, den inneren Konflikt mit sich selber auszumachen. «Ein Kraftakt, den sie kaum stemmen können.»

Wutanfälle und schlechte Noten

Viele seien damit überfordert, könnten damit nicht umgehen. Und so würden die Kinder unterschiedliche Bewältigungsstrategien entwickeln. «Manche geben sich die Schuld für die Probleme der Eltern, andere bekommen regelrechte Wutanfälle, werden gewalttätig oder zerstören Sachen», so der Psychologe. Andere würden sich in ihrem Zimmer einschliessen oder die Schule vernachlässigen. Auch, dass Kinder mit einer Schere unterm Kopfkissen schlafen, kommt laut Guggenbühl vor.

Schon früh würden Kinder mitbekommen, dass etwas zu Hause nicht stimmt – auch wenn sie noch klein sind. Am Ende könnten sich Ängste entwickeln, mit denen die Kinder aufwachsen und sie prägen.

Im Fall Nock leiden nicht nur die Kinder von Ximena, sondern auch die Töchter von Freddy. «Wir standen beide unter Schock, waren traurig, konnten es kaum glauben, was da gerade passiert», sagten sie ein Tag nach dem Urteil zu BLICK.

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