«Ich war 100 Prozent sicher, dass kein Zug kommt»
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Gefährliche Aktion an Schranke:«Ich war 100 Prozent sicher, dass kein Zug kommt»

Gefährliche Aktion: Ernst S. (78) erklärt, warum er die Schranken missachtet hat
«Ich war 100 Prozent sicher, dass kein Zug kommt»

Ein Video aus Roggwil BE schockte viele User im Netz: Ein Mann schiebt seelenruhig seine kleine Enkelin (2,5) unter der geschlossene Bahnschranke durch. Jetzt verteidigt sich Rentner Ernst S. (78).
Publiziert: 31.01.2021 um 18:54 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2021 um 21:47 Uhr
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Ernst S. (78) daheim in Roggwil BE im Gespräch mit BLICK.
Foto: Ralph Donghi
Luisa Ita und Ralph Donghi

Das Video ging viral: Ein älterer Mann zwängt sich in Roggwil BE unter den Schranken eines geschlossenen Bahnübergangs durch und läuft über die Gleise. Vor sich her schiebt er ein kleines Kind auf dessen Trottinett. Verblüffte Passanten filmen die Szene.

Rentner Ernst S.* (78), der im Dorf wohnt, erklärt BLICK, warum er das gemacht hat. «Weil mein Sohn am Montag arbeitete, schaute ich auf die Enkelin», sagt Ernst S. Sie hätten zum Entenweiher gehen wollen.

Da seien sie an die Bahnschranke gekommen. «Der Zug fuhr ein, die Leute stiegen aus und der Zug fuhr weiter», so Ernst S. Danach hätten sie gewartet, aber: «Die Schranke öffnete sich nicht.» Deshalb habe er an ihr gerüttelt und gehofft, dass ein Sensor sie löst – getan habe sich aber weiter nichts.

Ernst S. sagt, er habe gedacht, dass er zum Bahnhofsangestellten rübergehen könnte. «Um ihm zu sagen, dass sich die Schranke nicht öffnet.» Er habe schon gewusst, dass man «nicht untendurch gehen sollte», aber: «Im Wissen, dass der Zug vorbei war, das Signal auf Rot war und ich mit meiner Meldung eventuell etwas bewirken kann, gingen wir untendurch.»

Bekannte zeigte ihm das Video im Netz

Der Senior merkt nicht, dass jemand die Szene filmt. «Ich hatte nur ein höhnisches Lachen gehört», sagt er. Er habe noch zum Bahnhofsangestellten laufen wollen. Doch er sei mit der Enkelin nicht so schnell vorangekommen. «Als die Schranke doch noch hochging, habe ich es sein lassen.»

Wieder daheim sei eine Bekannte gekommen und habe ihm das Video auf Youtube gezeigt. «Da habe ich minutenlang gezittert», sagt Ernst S. Er habe kein schlechtes Vorbild sein wollen. «Meine Frau hat mich natürlich getadelt!»

Ernst S. würde eine Busse bezahlen

Er dürfe laut seinem Sohn aber weiter auf die Enkelin schauen. «Ich war mir ja zu 100 Prozent sicher, dass kein Zug kommt», sagt Ernst S. Vielmehr stört ihn, dass ihn jetzt viele «als Volltrottel» bezeichnen würden. Aber: «Ich habe schon zu viel erlebt. Mich kann nichts mehr erschüttern.»

Angezeigt habe ihn niemand. Auch von der Polizei habe er noch nichts gehört. «Eine Busse würde ich aber zahlen», sagt Ernst S. «Dem Frieden zuliebe.»

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