114 mehrheitlich behinderte Kinder, junge Männer und Frauen können aufatmen: Ihr Peiniger Hansjörg S.* (62) aus dem Kanton Bern wird endlich verwahrt!
«Ich bin froh über dieses Urteil», sagt Ruedi Schärer (67) zu BLICK. Er war der Stiftungsratspräsident der Stiftung Nische, einer Einrichtung für betreutes Wohnen in Zofingen AG. Dort hatte S. zuletzt gearbeitet und zwei behinderte Männer missbraucht. Bis er 2010 aufflog.
Über Jahrzehnte Missbrauch betrieben
Es kam aus: Der Sozialtherapeut hatte jahrzehntelang Missbrauch betrieben. Er gestand. Nur: S. konnte 2014 wegen Verjährung «nur» noch für 33 Fälle verurteilt werden. Er fasste 13 Jahre. «Das Urteil war für uns gerecht», sagt Schärer. Man habe auf die Verwahrung gehofft.
Das Gericht jedoch entschied: stationäre Massnahme. Die Therapierbarkeit wurde später in Frage gestellt. So stiessen die psychiatrischen Dienste eine Umwandlung in eine Verwahrung an, der das Regionalgericht Bern-Mittelland nun nachkam. Grund: Rückfallrisiko! Schärer glaubt: «S. muss auch vor sich selbst geschützt werden.»
In seinen Arbeitszeugnissen stand nur Gutes
Unfassbar: S. hatte bis zur Verhaftung in neun Heimen gearbeitet – keiner bemerkte die Übergriffe. In seinen Arbeitszeugnissen stand nur Gutes.
2009 bewirbt sich S. bei der Nische. «Wir haben keine negativen Referenz-Auskünfte erhalten», sagt Schärer. «Er kam gut rüber.» S. wird eingestellt, darf ab und an im Heim übernachten. «Weil er im Berner Oberland wohnte.»
Doch im 2011 benehmen sich zwei Bewohner plötzlich auffällig. «Wir haben dies genau hinterfragt», sagt Schärer. Es sei der Verdacht auf Übergriffe aufgekommen. S. wird konfrontiert. Aber: «Er hat alles abgestritten. Wir wollten es abgeklärt haben, zeigten ihn bei der Polizei an.»
Nach erster Befragung kam S. sofort in U-Haft
S. wird befragt, sofort in U-Haft gesetzt. «Es war für uns eine sehr intensive Situation», so Schärer. Die Nische habe sie heute verdaut. Und: «Man hat uns hoch angerechnet, dass wir gehandelt haben.» Man habe auch Lehren gezogen und kläre Bewerber heute noch besser ab. «Ein Restrisiko bleibt immer. Auch bei anderen Organisationen.»
Und wie geht es den Opfern der Nische heute? «Es hat meines Wissens keine weiteren Folgen für sie gehabt», sagt Schärer. «Bei einem weiss ich es genau. Der ist unauffällig, hat es überstanden.» Man sei «relativ gut davongekommen».
Zu S. sagt Schärer heute: «Ich bedaure den Kerli fast ein wenig. Ich rechne ihm hoch an, dass er selber davor Angst hat, wieder zu Übergriffen zu neigen, wenn er nicht verwahrt wäre.»
* Name bekannt