Er soll seine Ex-Freundin in Fortaleza nackt aus dem Fenster geworfen haben
Roger U. (56) aus Zofingen AG nach Brasilien ausgeliefert!

Roger U. (56) narrte die Polizei auf mehreren Kontinenten. Trotz Fahndung wegen Mordversuches wurde er nie erwischt. In Thailand klickten die Handschellen – mittlerweile wurde er aber ausgeliefert.
Publiziert: 18.12.2019 um 14:36 Uhr
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Aktualisiert: 11.11.2020 um 08:53 Uhr
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Der Aargauer soll versucht haben seine Ex-Freundin ermordet zu haben. Diese sitzt seither im Rollstuhl.
Foto: zVg
Michael Sahli

Roger U.* aus Zofingen AG (56) stand jahrelang auf der Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher Brasiliens. Der Auslandschweizer soll seine Ex-Freundin (45) im brasilianischen Badeort Canoa Quebrada verprügelt und nackt aus dem Fenster geworfen haben.

Trotz internationaler Suche entwischte der Schweizer immer wieder der Polizei – obwohl er weiter auf der ganzen Welt herumreiste. Seine Glückssträhne endete am 22. Juli 2019 in Thailand. Roger U. wollte seine thailändische Freundin besuchen – da klickten die Handschellen. Am letzten Samstag wurde er von Thailand nach Brasilien ausgeliefert, berichten brasilianische Medien.

«Wir hatten viel Streit»

Die Geschichte nahm ihren Anfang im Jahr 1997. Der Schweizer lernt die Brasilianerin Ana Julia unweit der Touristenmetropole Fortaleza kennen. Und verliebt sich. Sie glaubt, ihren Traumprinzen gefunden zu haben. Das Paar baut ein Haus, führt ein Restaurant. Das Glück ist aber nur von kurzer Dauer, soll Ana Julia Jahre später dem brasilianischen TV-Sender R7 erzählen: «Wir hatten viel Streit und ich hatte überall Verletzungen von seinen Schlägen».

Etwa 2004 sei es dann endgültig zur Trennung gekommen. Das habe den Aargauer aber nur noch wütender gemacht, erzählte Ana Julia. Roger U. sei in einer Nacht in ihre Wohnung eingedrungen, wollte sie vergewaltigen. Dabei habe er ihr eine Holzbank über den Kopf geschlagen und sie anschliessend nackt aus dem Fenster geworfen. Seither sitzt das Opfer im Rollstuhl. «Gott wird dich finden», sagte Ana Julia im brasilianischen TV.

Er stritt gegenüber BLICK die Tat ab

Dann passierte lange nichts. Trotz Interpol-Liste lebte Roger U. unbehelligt in der Schweiz. Weil die brasilianische Polizei es offenbar versäumte, die Schweizer Kollegen zu informieren. Und: Alleine ein Eintrag bei Interpol ist noch kein Haftbefehl.

BLICK machte den Flüchtigen vor seinem Elternhaus in Zofingen ausfindig, wo er alle Vorwürfe bestritt. «Die Zeugen sind alle gekauft», sagte der Bauarbeiter. Vermutlich hätten irgendwelche Gangster die Ex zusammengeschlagen und vor seinem Haus deponiert, so Roger U. «Sie hat laut Zeugen auf der anderen Strassenseite gelegen. Ihre Position war so, dass sie gar nicht aus dem Haus gefallen sein konnte.» In Wahrheit gehe es Ana Julia am Geld.

Dem Schweizer soll in Brasilien der Prozess gemacht werden

Zwar wurde er nach der Publikation des Artikels vorübergehend von der Schweizer Polizei verhaftet. Aber weil die Vorwürfe nach hiesigem Gesetz verjährt sein dürften, wurde er wieder auf freien Fuss gesetzt. Der 56-Jährige fühlte sich nun sicher. Und kündigte im BLICK an: «Ich werde meine neue Partnerin in Thailand besuchen.»

Was er aber nicht bedachte: In Brasilien gelten bei Mordversuch längere Verjährungsfristen als in der Schweiz. Und so endete die Geschichte nach einigen Monaten Haft in Thailand dort, wo sie vor Jahren begann: Im brasilianischen Fortaleza, wo dem Schweizer der Prozess gemacht werden soll.

In Brasilien erwarten Roger U. verheerende Haftbedingungen. Erst kürzlich wurden in einem Gefängnis im selben Bundesstaat, wo auch der Schweizer sitzt, zehn Insassen bei Kämpfen rivalisierender Banden getötet. Im Sommer gab es bei Unruhen in einem brasilianischen Gefängnis über 50 Tote.

Das EDA bestätigt gegenüber BLICK, dass ein Schweizer Bürger von Thailand nach Brasilien ausgeliefert wurde.

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