Im Oktober 2015 lag ein türkischer Wirt (64) kaum ansprechbar mit Kopfverletzungen in seinem Lokal in der Region Zofingen. Der Polizei erzählte er, er sei überfallen worden. Doch als diese nach einem Jahr den Täter ausfindig machen konnte, kam eine andere Geschichte ans Tageslicht: Der Wirt hatte damals in einer Abstellkammer seine Serviertochter vergewaltigt. Deren Freund übte daraufhin zusammen mit einem Bekannten Rache und verprügelte den Türken.
Das Bezirksgericht Zofingen hat den 64-Jährigen nun wegen Vergewaltigung sowie versuchter Nötigung schuldig gesprochen. Es verurteilte ihn zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren. Dem Opfer sprach das Gericht eine Genugtuung in Höhe von 10'000 Franken zu, wie das «Zofinger Tagblatt» berichtet.
Polizei machte junge Frau in Bosnien ausfindig
Die Polizei konnte die junge Frau in Bosnien ausfindig machen. Sie bestätigt die Vergewaltigung und konnte auch die entsprechenden Beweise – DNA-Spuren des Türken an ihren Unterhosen sowie bei einem Abstrich ihrer Vagina – vorlegen.
Sie habe mit ihrem damaligen Freund das Lokal des 64-Jährigen in der Region Zofingen besucht, gibt die Frau zu Protokoll. Der Wirt habe im Gespräch erzählt, dass er eine neue Servicekraft suche. Er bot ihr an, dass er ihr die Arbeit gleich zeigen werde. Sie könne danach in einem Nebenraum übernachten. Die Bosnierin war einverstanden und verbrachte die Nacht in einer Art Abstellkammer.
Kissen aufs Gesicht gedrückt
Am nächsten Morgen passierte es: Als sie mit dem Wirt im noch geschlossenen Lokal einen Kaffee trank, fiel der Mann über sie her. Weil sie um Hilfe schrie, hielt er ihr mit der Hand Nase und Mund zu und drückte ihr schliesslich ein Kissen aufs Gesicht. «Ich habe aufgehört, mich zu wehren», sagte das Opfer vor Gericht. «In diesem Moment war für mich nur noch wichtig, zu überleben.» Der Wirt schleppte die Frau zurück in den Abstellraum und vergewaltigte sie dort.
Später alarmierte das Opfer ihren Freund. Dieser rannte mit einem Bekannten ins Lokal, befreite die Frau und verprügelte den Wirt.
Noch am gleichen Tag ging die Bosnierin ins Spital. Dort wurden die DNA-Beweise sichergestellt. Doch die Frau machte keine Anzeige.
Der Wirt bestritt die Vergewaltigung vor Gericht vergeblich. Die DNA-Spuren waren eindeutig: «Diese Spuren brechen dem Beschuldigten das Genick», sagte Simon Burger, leitender Staatsanwalt, in seinem Plädoyer. Das Gericht schloss sich mit seinem Urteil dieser Sichtweise an. (noo)