Der tödliche Raser-Unfall von Holziken AG
Gott sei Dank, mein Robin lebt

Uschi S. wacht am Spitalbett ihres Sohnes. Sie ist so froh, ihn noch zu haben. Robin aber ist traurig, dass sein Freund ums Leben kam.
Publiziert: 12.03.2010 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:20 Uhr
Von Ralph Donghi

Robin J.* (18) liegt im Spital. Sein rechtes Auge ist zugeschwollen, er hat einen offenen Bruch am rechten Bein, einen gebrochenen Finger, Verletzungen am Becken, der Lunge, den Nieren. Robin hat den Raserunfall von Holziken AG überlebt, sein Freund nicht (Blick.ch berichtete).

«Es ist so traurig, was geschehen ist», sagt Robin. Seine Mutter Uschi S.* (44) sitzt bei ihm am Spitalbett. «Ja, Robin. Gott sei Dank hast du überlebt», erwidert sie und küsst ihrem Sohn die Hand.

Dann erzählt Robin. Der Stift erinnert sich, wie er mit seinem Arbeitskumpel Hasmir S.* (18)die Metzgerei seines Chefs putzte und dann beide zum Kroaten Dean L.* (20) in den VW Golf stiegen.

«Wir fuhren nicht mal 80»

«Normalerweise nehme ich den Zug zur Arbeit nach Safenwil und wieder heim», sagt Robin. «Ich fuhr nur bei Dean mit, weil er Hasmir abholen kam.»

Das Trio fährt kurz vor 19.30 Uhr los Richtung Holziken. Robin erinnert sich, dass Dean vor dem Unfall ausserorts ein anderes Auto überholt hat. «Ja», sagt Robin, «aber das war ein Schleicher vor uns. Als Dean überholte, fuhren wir nicht mal 80.»

Und was passierte dann, eingangs Holziken? Robin: «Wir sahen, dass vor uns ein Auto wegen des Schnees schleuderte, sich aber wieder fangen konnte. Dann war es für uns schon zu spät. Auch wir fingen an zu schleudern.» Dean habe noch versucht, den Golf zu kontrollieren.

«Ich weiss nichts mehr»

Doch das Auto kommt von der Strasse ab, fliegt über das Bachbett der Uerke, knallt gegen einen Baumstrunk, überschlägt sich und landet auf dem Dach. «Von all dem weiss ich nichts mehr», sagt Robin. «Ich erinnere mich nur noch ans Schleudern. Den Rest hat mir später ein Polizist im Spital erzählt.»

Robin erfährt auch, dass Dean überlebt hat. Dass der Kroate ihn aus dem Autowrack zog. Und dass Hasmir auf dem Beifahrersitz starb. «Eine schreckliche Nachricht», sagt Robin. «Der Polizist sagte mir, dass Hasmir beim Aufprall sofort tot war. Wegen eines Genickbruchs.»

«Hasmir war angegurtet – und ist tot»

Und dann erklärt Robin: «Ich weiss, wir haben gegen das Gesetz verstossen. Denn Dean und ich waren nicht angegurtet. Aber genau deswegen haben wir wohl überlebt. Hasmir war angegurtet – und ist tot.»

Ist Robin wütend auf Dean? «Nein. Ich glaube nicht, dass er zu schnell gefahren ist, wie die Polizei behauptet. Wir hatten einfach Pech mit dem Schnee.» Dean, der auch im selben Spital ist, sei «trotzdem zu mir gekommen und hat sich unter Tränen bei mir entschuldigt».

Robin: «Wütend ist nur der Vater von Hasmir. Er behauptet, wir seien mit 160 gerast.»

* Namen der Redaktion bekannt.

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