Er hatte noch sein ganzes Leben vor sich. Doch jetzt ist Albin D.* (†18) tot. Der Schweizer mit kosovarischen Wurzeln hatte am 20. Mai 2020 einen schweren Arbeitsunfall in Herzogenbuchsee BE. «Er ist in der Nacht auf Sonntag von uns gegangen», sagt seine Schwester Elona D. (20) mit Tränen in den Augen zu BLICK. «Ich habe meinen einzigen Bruder verloren.»
Die Schwester ist in ihrer Trauer nicht alleine. Daheim in Herzogenbuchsee sind auch ihr Vater, ihre Mutter und ihre Grossmutter fassungslos. «Albin lag seit dem Unfall im Koma», sagt Elona D. und fügt an: «Er konnte nicht mehr mit uns reden.»
Firma und Polizei halten sich bedeckt
Passiert ist das Drama bei der UFA AG. Beim auf Tierernährung spezialisierten Agrarunternehmen war Albin D. als Müller im dritten Lehrjahr. «Wir sind sehr betroffen und drücken der Familie unser tief empfundenes Beileid aus», sagt Paul Steiner, Vorsitzender der UFA-Geschäftsleitung, zu BLICK. Wie kam es zum Unglück? «Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, können wir zum Unfallhergang nichts sagen.»
Auch die Kantonspolizei Bern hält sich bedeckt: «Hergang und Umstände des Unfalls werden untersucht.» Sie gab lediglich bekannt, dass der Mann gegen Mittag «bei Arbeiten unter eine Presse geraten, eingeklemmt und dabei schwer verletzt» wurde. Nach der medizinischen Erstversorgung durch ein umgehend ausgerücktes Ambulanzteam wurde er in kritischem Zustand ins Spital geflogen.
Elf Tage nach Unfall starb Albin D. (†18)
Dort ist Albin D. nach elf Tagen des Bangens und Hoffens seiner Angehörigen an den Folgen seiner schweren Verletzungen erlegen. «Über den Unfallhergang kann ich nicht reden», sagt seine Schwester Elona D. «Es tut mir zu weh.»
Laut BLICK-Recherchen arbeitete Albin D. am Ende des Produktionsprozesses. Nachdem dort das Tierfutter maschinell in Säcke verladen und zugenäht wurde, kam es auf einem Förderband zur Palettieranlage. Hier wurde er schliesslich eingeklemmt. Mehrere Mitarbeiter sollen sofort Hilfe geleistet haben. Später brauchten sie ein Care-Team.
«Mein Bruder fehlt überall»
Elona D. ist am Boden zerstört. «Mein Bruder fehlt überall. Und überall kommt er mir in den Sinn. Sogar hier auf der Terrasse, wo ich sitze.» Albin habe sich so gefreut, dass er die Abschlussprüfung wegen des Coronavirus nicht habe machen müssen. Seine Schwester erzählt: «Er hätte gerade die Lehre abgeschlossen – und auch weiter bei der Firma arbeiten dürfen.»
Nach dem Gespräch holt Elona D. ein Foto ihres Bruders und zeigt es BLICK. Sie legt es sanft mit Blumen auf einen Stuhl und hält inne. Der schwierigste Gang für die Hinterbliebenen folgt noch. Dann, wenn Albin im Kosovo zur letzten Ruhe gebettet wird.
* Name der Redaktion bekannt