Das erste Treffen am Schulbrunnen
Hier wartet Juri (13) auf den kleinen Nico

Bis anhin wollte der jüngste Papi der Schweiz nichts wissen von seinem Söhnchen. Gestern eine erste schüchterne Begegnung im Schnee. Noch kein Happy End, aber ein Sieg der Vernunft!
Publiziert: 12.01.2009 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:26 Uhr
Von Ralph Donghi

Seit Tagen fragt sich die Schweiz: Wer ist der Vater von Überraschungs-Baby Nico aus Obergerlafingen SO? Wer hat der 13-jährigen Ramona ein Kind gemacht?

Er heisst Juri H.*, ist ebenfalls 13 Jahre alt und war mit Ramona in der Primarschule zusammen. Noch am Freitag liess die Familie des Teenagers ausrichten, dass man erst einen DNA-Test möchte (auf Blick.ch). Sicher gehen, dass Ramona keinen anderen hatte.

Gestern dann die Wende. Juri sitzt dem BLICK-Reporter in der Stube gegenüber. Ja, er hat viel nachgedacht.
«Mein Vater ist schuld», sagt Juri. «Er blufft überall rum, dass er jetzt Grossvater ist – und hat Nico bereits besucht.»

Ganz andere Sachen im Kopf

Der 13-Jährige – plötzlich hat er die ersten Vatergefühle. Auch wenn er sich dagegen wehrt! «Mann, ich habe doch ganz andere Sachen im Kopf als ein Baby.» Juri ist hin- und hergerissen, steht auf, setzt sich, spielt Playstation, denkt an seine Karriere als Hornusser. Aber die beiden älteren Brüder (15 und 18 Jahre) ermuntern Juri: «Du bist doch der Vater.» – «Ja, ich weiss», sagt Juri. – «Dann geh Ramona doch einfach mal besuchen! Sie war schliesslich deine Freundin.»

Auch Juris Mutter (45) wäre froh, wenn ihr jüngster Sohn «endlich» den Schritt machen würde: «Aber du musst es entscheiden.» Nach ein paar Minuten nimmt Juri seinen ganzen Mut zusammen: «Gut, gehen wir!»

Er zieht sich schnell Schuhe und Jacke an. Dann geht er mit seiner Mutter zum nahen Einfamilienhaus, wo Ramona mit Nico und ihrer Mutter wohnt.

Treffpunkt Schulhaus-Brunnen

Heidi O.* (47) öffnet nach dem ganzen Medienrummel von letzter Woche nur noch das Fenster. Sie ist noch im Morgenrock – und völlig überrascht. «Moooment, ich frage mal Ramona», sagt sie. Nach nicht einmal einer Minute kommt sie zurück: «Okay. Wir kommen in einer Stunde zum Schulhaus-Brunnen.»

Juri und seine Mutter gehen nochmals nach Hause, trinken Kaffee und Cola. «Willst nicht du gehen?», fragt Juri seinen 15-jährigen Bruder und grinst: «Ich gebe dir zehn Stutz.» Der Bruder: «Spinnst du?! Du bist der Vater. Ihr hättet halt aufpassen müssen beim Sex.»

Um 12.30 Uhr ist es soweit. Juri wartet beim Brunnen der Primarschule. Er tigert nervös im Schnee herum.
Juris Mutter ist dabei. Auch sie hat ihren Enkel, der am 19. Dezember zur Welt kam, noch nie gesehen: «Klar bin ich stolz, Grosi zu sein. Aber aufs Foto will ich nicht.»

High Noon im Schnee

Kurz nach 12.30 Uhr kommt Ramona um die Ecke. Auf dem Arm hält sie Nico. Auch sie hat ihre Mutter bei sich.
High Noon im Schnee. Mit zwei Grosi als Sekundanten.

Nur noch ein paar Schritte – und Juri sieht sein Baby zum ersten Mal. Er guckt nur kurz hin, dreht sich ab und setzt sich auf den Brunnenrand. Ramona setzt sich nach kurzem Zögern zu ihm hin.

Die jüngsten Eltern der Schweiz begrüssen sich nur knapp. Sie sind sich einig, dass sie nicht mehr zusammensein wollen. Dennoch scheinen sie irgendwie stolz auf den kleinen Nico zu sein. «Gell Juri, wir lassen uns nur einmal fotografieren, dann wollen wir unsere Ruhe», sagt Ramona. Juri: «Logo.»

Grossmütter sind sich einig

Die beiden Grosi besprechen das weitere Vorgehen. Auch sie sind sich einig: «Ein Vaterschaftstest muss trotz allem noch sein. Damit rechtlich gesehen alles korrekt über die Bühne geht und mit den Behörden ein Unterhaltsvertrag abgeschlossen werden kann.»

Nach 15 Minuten gehen Ramona und Juri wieder getrennte Wege. «Ich bin froh, wenn sie mit ihrer Mutter zum Baby schaut», gibt Juri offen zu. Und dann sagt er: «Wenn ich älter bin, habe ich vielleicht eine andere Einstellung zum Baby und werde es öfters besuchen.»

Ramona: «Juri kann vorbeikommen, wann immer er will. Schliesslich ist es unser Baby.»

* Namen der Redaktion bekannt

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