Seit Juli 2014 lebte Schwester Benedikta (52) als Einsiedlerin in der Verenaschlucht. Jetzt ist sie am letzten Samstag aus ihrer Klause ausgezogen. «Es ist mir sehr schwergefallen zu kündigen», sagt Schwester Benedikta BLICK. «Aber es gab Meinungsverschiedenheiten über die Zukunft der Einsiedelei.»
Für Schwester Benedikta ist die Verenaschlucht ein Glaubensort. «Es wurde eine Art Dauerpräsenz von mir erwartet, was mit meiner Schweigezeit nicht vereinbar ist.» Nicht die vielen Touristen störten Schwester Benedikta. «Es gefiel mir, dass so viele Leute gekommen sind. Mir war wichtig, dass sie kommen durften.»
Ständig auf Pikett
Schwester Benedikta sagt, der Anspruch offizieller Stellen habe sie gestört. «Man erwartete von mir, dass ich für interne Leute ständig auf Pikett bin.» Neben der Bürgermeinde Solothurn sind das in der Verenaschlucht auch die Einsiedeleigesellschaft und Solothurn Tourismus.
Schwester Benedikta organisierte sich einen Rückzugsort. Der Bürgerrat wollte aber, dass sie ständig in der Klause wohnt. «Diese Vorstellungen konnte ich nicht erfüllen. Ich hatte ab und zu einfach das Bedürfnis, privat zu sein.»
Kritik an Buch
Schwester Benedikta veröffentlichte letztes Jahr auch ein Buch. Nicht alle im Bürgerrat waren begeistert. «Man kritisierte, dass eine Einsiedlerin eine Autobiografie schreibt. Mein Buch kann aber den Menschen helfen, an Gott zu glauben und sie auf ihrem Weg ermutigen und stärken.»
Schwester Benedikta war im Sommer 2014 aus 119 Bewerbern aus dem In- und Ausland zur neuen Bewohnerin der Einsiedelei in der Verenaschlucht ausgewählt worden. Sie wurde unter anderem wegen ihrer Spiritualität gewählt.
Jetzt ist Schwester Benedikta im Oberaargau: «Ich bin Stadteremitin, lebe mitten unter den Leuten.» Damit Interessierte sie finden, schaltet Schwester Benedikta demnächst eine Webseite auf. Ihre Stelle in der Verenaschlucht wird vorerst nicht mehr ausgeschrieben.