«Ich hatte einen riesigen Schutzengel. Hätte ich beim Absturz nicht meine Fliegerbrille verloren, ich wäre schon wieder in der Luft» sagt der Kaufmann zu BLICK. Um 11.50 Uhr startet der zweifache Vater mit dem Segelflugzeug HB 3373 der örtlichen Segelfluggruppe vom Flugplatz Birrfeld AG. «Ich habe die Lizenz seit 1984. Es war mein 2876. Flug. Es sollte ein dreistündiger Rundflug über den Jura werden.» Thomann fliegt über den Chestenberg, gewinnt schnell an Höhe. «Das Wetter war super, die Aussicht prächtig.» Doch eine halbe Stunde später beginnt in 1200 Metern Höhe über Auenstein AG das Drama.
«Ich hatte etwa 100 km/h drauf und sah nur noch dieses Motorflugzeug von rechts auf mich zurasen», erinnert sich Thomann. «Es muss mit über 200 km/h geflogen sein. Keine Sekunde später krachte es in meinen Flieger.» Mit einem Höllenknall rammt das Flugzeug hinten gegen das Leitwerk des Seglers. «Mein Flieger wiegt 350 Kilo, da habe ich erst nicht viel gemerkt. Doch plötzlich kippte ich nach vorne», erinnert sich der Pilot. Das Flugzeug kommt ins Trudeln: «Ich konnte nicht mehr steuern. Ich musste sofort raus.»
Thomann, der einen Fallschirm umgeschnallt hat, reisst die Plexiglas-Haube über seinem Kopf auf, dann das Gurtschloss. Der Luftzug reisst ihn aus dem Flugzeug. «Schon raste ich kopfüber in Richtung Erde.» Jetzt den Fallschirm ziehen! Der Bruchpilot muss zusehen, wie sein Flugzeug gleichzeitig in einen Wald nahe der Gisliflueh stürzt. Er selbst landet heil in der Nähe.
Und das Motorflugzeug? «Der Pilot hat mir später erklärt, dass er – als er mich sicher am Fallschirm sah – beschlossen habe, in Lommis im Thurgau zu landen», sagt Thomann. Er ist dem anderen nicht böse. «Klar, ich hatte Vortritt. Aber er hat mich sicher nicht extra abgeschossen. Er kann ja auch froh sein, dass er noch lebt.»