Diese Woche stand in Solothurn der arbeitslose Logistiker Stefan M.* (31) vor Gericht. Er wurde verurteilt, weil er Mädchen im Internet zu Nacktfotos und Sex-Videos gezwungen hat. Doch wie geht es den vier Opfern?
BLICK hat eine Geschädigte gefunden: Sina S.* (20) aus dem Bezirk Bremgarten AG. Die angehende Detailhandelsfachfrau hat nichts vom Prozess gewusst. «Ich habe ja keine Genugtuung verlangt», sagt sie. Denn: «Ich wollte schon damals damit abschliessen.»
Sina S. erinnert sich mit Schrecken an die zwei Tage, mit denen sie mit M. im Februar 2014 Kontakt hatte. «Ich war noch 16», sagt sie. Es habe damit angefangen, dass M. ihr auf Facebook eine Freundschaftsanfrage geschickt habe. «Weil ich öfter Anfragen von Freunden von Freunden erhalte, habe ich mir nichts dabei gedacht.»
Keine Anfragen von Fremden annehmen!
Heute weiss sie: Sie würde Anfragen von Fremden nicht mehr annehmen. Denn: M. hat ein falsches Profibild, einen falschen Namen und beim Alter 19 angegeben. «Er gab sich als Single aus», so Sina S. Sie hätten anfangs normal geschrieben. «Er war nett. Wir haben die Handynummern ausgetauscht.» Dies sei kein Problem für sie, «ich kann ja immer noch blocken».
Dies muss sie später tun. Grund: M. schreibt ihr über Whatsapp plötzlich: «Ich bin gerade heiss auf dich!» Sina S.: «Ich schrieb ihm, wie er jetzt darauf käme? Wir würden uns ja gar noch nicht so gut kennen?» M. geht nicht darauf ein. «Er wollte ein Nacktbild. Ich habe Nein gesagt!» Sie sagt ihm auch, dass sie einen Freund habe.
Sie sollte sich über Skype ausziehen
Doch M. droht weiter. «Er schrieb, dass er mir einen Virus aufs Handy schicken werde», sagt Sina S. Und: «Er wollte, dass ich mich im BH zeige, jetzt, in einer Minute. Und dann, dass ich mich über Skype vor der Kamera ausziehe.» Sie tut es nicht.
Jetzt informiert Sina S. ihre Mutter und blockiert M. überall. «Ich habe nie mehr etwas gehört», sagt sie heute. Sie ist froh, dass sie ihn nie getroffen hat. «Wer weiss, was er dann gewollt hätte?»
Gibt es noch mehr Opfer von M.?
Sina S. muss zur Polizei. «Sie hatten bei M. die Chats gefunden», sagt sie. Sie selber habe noch Screenshots als Beweis behalten. Heute habe sie ein neues Handy und nichts mehr von M. drauf.
Sina S. vermutet, dass es noch mehr Opfer von M. gibt – irgendwo. «Viele schämen sich doch, sich zu melden.» Und was sagt sie dazu, dass M. vorerst lediglich in eine Therapie muss? «Skandal! Zudem glaube ich nicht, dass er hingeht. Mir wäre lieber, er würde jetzt im Gefängnis sitzen.»