Typisch Aargau – oder bloss böse Vorurteile? Für viele Städter ist der Fall klar: Zürcher, Berner, Luzerner und Basler freuen sich nur selten über das Kennzeichen AG auf ihren Strassen. Für sie steht es kurz und bündig für «Achtung Gefahr!».Sie spotten. Nicht selten in Kombination mit Witzen über weisse Socken. Doch wie ist diese Hassliebe begründet?
Der Zürcher Konfliktforscher Claude Ribaux (58) erklärt: «Im Aargau fehlt eine richtige Grossstadt, ein Zentrum. So wird schnell eine gewisse Ländlichkeit unterstellt. Trotz der starken Industrialisierung.» Wenn man in einem Nachbarkanton wohnt oder schon unzählige Male im Auto oder im Zug durchgefahren ist, meint man sowieso, den Kanton zu kennen.
Dazu der Experte: «Jeder stand schon mal im Aargau im Stau und hat sich geärgert. Durch die guten Verkehrsanbindungen steht der Kanton quasi auf dem Präsentierteller. Und durch die vielen Pendler aus dem Aargau gibt es enorm viele Berührungspunkte.» Als speziell gefährliches Pflaster sieht Ribaux das Rüebliland allerdings nicht: «Das ist wohl eher ein gefühltes Problem. Weil viele Menschen im Aargau leben, wird auch viel über den Aargau berichtet. Kleinere Kantone haben es da in der Aussenwirkung leichter.»
Auch die Sticheleien sollte man laut dem Konfliktforscher nicht ernst nehmen: «Schlechte Witze und Vorurteile gibt es zu jeder Region. Wie ich die Aargauer einschätze, haben die auch gute Sprüche über ihre Nachbarn.»