Darum gehts
- Frau mit möglichem gefälschten Arztdiplom arbeitete vier Jahre in Schweizer Klinik
- Anonyme Briefe lösten Ermittlungen aus, Verdacht auf Marketing-Studium statt Medizin
- 40-jährige Anna T. stand im Ärzteregister und galt als Narzissmus-Expertin
Vier Jahre lang stand sie im offiziellen Schweizer Ärzteregister, arbeitete in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der PDAG in Windisch, führte Gespräche mit Patientinnen und galt als ausgewiesene Narzissmus-Expertin. Jetzt steht Anna T.* (40) im Zentrum eines brisanten Skandals.
Wie SRF Investigativ aufgedeckt hat, wurde der Frau im Juli der Eintrag im Medizinalberuferegister (Medreg) von der Medizinalberufekommission (Mebeko) entzogen. Ohne diesen Eintrag darf in der Schweiz niemand als Ärztin praktizieren. Der Grund: Es gibt Verdachtsmomente, dass T. ihr russisches Arztdiplom gefälscht hat.
Verdacht durch anonyme Briefe
Laut SRF kamen die Ermittlungen ins Rollen, nachdem mehrere Behörden anonyme Schreiben erhalten hatten. Darin wurde der Frau vorgeworfen, sie habe in Wahrheit gar nie Medizin studiert – sondern Marketing. Den Briefen lagen angeblich Dokumente bei, die diesen Verdacht stützten.
Darauf reagierte die Mebeko und überprüfte die eingereichten Unterlagen. Die Kommission bestätigte, dass bei Verdachtsmomenten jeweils Abklärungen bei ausländischen Stellen vorgenommen werden – auch in diesem Fall. Pikant: Noch vier Jahre zuvor hatte dieselbe Behörde das russische Diplom der Frau als echt anerkannt.
Klinik reagiert erst nach Bescheid
Die PDAG betonen, sie hätten T. nur eingestellt, weil sie im offiziellen Register eingetragen war. Ihr Bewerbungsdossier sei vollständig, in deutscher Sprache und mit beglaubigten Übersetzungen gewesen. «Dieses war in keiner Weise auffällig», schreibt die Klinik in einer Stellungnahme gegenüber SRF.
Nach dem Entzug des Medreg-Eintrags wurde die Frau umgehend freigestellt, später wurde das Arbeitsverhältnis beendet. Das Aargauer Departement Gesundheit und Soziales (DGS) reichte zudem eine Strafanzeige wegen mutmasslicher Urkundenfälschung ein. Für T. gilt die Unschuldsvermutung.
«Ich bin Ärztin»
Gegenüber SRF Investigativ weist T. die Vorwürfe zurück. Sie gehe von einem «Missverständnis» aus und sei dabei, Beweise für die Echtheit ihres Abschlusses zu beschaffen. Laut SRF studierte die Frau allerdings Marketing – und nicht Medizin. Die PDAG versichern, Patientinnen seien nie gefährdet gewesen. Assistenzärztinnen arbeiteten stets «unter Anleitung und enger Supervision» erfahrener Fachärzte.
* Name geändert