«Es ist schwer genug, einen Ort für Kinder zu finden»
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Empörung wegen Kinderverbot:«Es ist schwer genug, einen Ort für Kinder zu finden»

Aarauer Café verbietet Kindern den Zutritt – Mütter sind empört
«Ich finde das frech»

Ein Café in Aarau sorgt für Aufsehen: Kinder unter 14 Jahren sind nicht mehr willkommen. Die Betreiberin begründet das Verbot mit störendem Verhalten und blockierten Gängen. Die Reaktionen der Eltern fallen unterschiedlich aus. Die Empörung aber überwiegt.
Publiziert: vor 25 Minuten
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Aktualisiert: vor 22 Minuten
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Im «90° Café Bar Lounge» in Aarau sind Kinder unter 14 Jahren nicht mehr willkommen.
Foto: Ralph Donghi

Darum gehts

  • Café in Aarau verbietet Kinder unter 14 Jahren für ruhige Atmosphäre
  • Betreiberin begründet Entscheidung mit störendem Verhalten und blockierten Gängen durch Kinderwagen
  • Drei befragte Mütter kritisieren das Verbot, ein 67-jähriger Mann zeigt Verständnis
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Muss man als Gast im Café damit leben, dass am Nebentisch die Familie mit Kindern lauter ist als ein startender Ferienflieger? Muss man hinnehmen, dass man auf dem Weg zum Tisch über Kinderwagen klettern, dass man aufpassen muss, dass man nicht von den Kleinen über den Haufen gerannt wird? Nein, findet die Betreiberin der «90° Café Bar Lounge» an der Bahnhofstrasse in Aarau. 

Seit kurzem hängt im Fenster der Bar ein Schild, das unmissverständlich klarmacht: Kinder sind hier nicht willkommen. Zutritt hat nur, wer älter als 14 Jahre ist. «Um eine ruhige und gemütliche Atmosphäre zu bewahren, bitten wir darum, keine Babys oder kleine Kinder mitzubringen», heisst es. 

Ein Ärgernis

Die Betreiberin der Bar, sie will gegenüber Blick anonym bleiben, hat ihrer Meinung nach gute Gründe für das Kinderverbot in ihrem Betrieb. Sie sagt: «Die Mütter haben mit Kinderwagen die Gänge blockiert. Kinder haben sich total daneben benommen, auf den Tischen herumgeturnt und der Lärm war störend für die anderen Gäste.» Kurzum: Einige Eltern hatten ihren Nachwuchs nicht im Griff, deshalb das Verbot. 

Andy V. ist der Meinung, dass ein Kinderverbot eine unternehmerische Entscheidung ist.
Foto: Ralph Donghi

Andy V.* (67) aus Ettingen BL hat durchaus Verständnis für den Schritt der Betreiberin. Er sagt zu Blick: «Schlussendlich ist es ihr unternehmerischer Entscheid, wen sie bewirten will und wen nicht. Ob es sympathisch ist oder nicht, ist eine andere Sache.» V. ist der Meinung, dass ein Café kein Spielplatz ist, wenn Kinder herumtollen würden, könne dies schon zu Konflikten führen. «Es gibt ja Alternativen, wo man hingehen kann. Aber ich bin grundsätzlich gegen Kinderverbote», betont der 67-Jährige. 

Kein Verständnis

Es ist nicht das erste Mal, dass ein gastronomischer Betrieb Kinder ausschliesst. Doch fast immer werden die Betreiber dafür harsch kritisiert. Das ist auch im Fall von Aarau nicht anders. Egzona M.* (32) aus Entfelden AG hat einen 3-jährigen und einen 6-jährigen Buben. Sie sagt: «Ich finde das frech!» Mamis mit Kindern würden doch wohl noch etwas trinken gehen dürfen. «Angebote für Kinder sind ja ohnehin rar», so die 32-Jährige.

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Für Egzona M. ist klar: Ins «90° Café» wird sie nicht mehr gehen. «Ich war früher oft dort, Probleme mit Kindern gab es nie. Aber irgendetwas muss man ja sagen, damit sich so ein Schritt rechtfertigen lässt», so die Mutter.

Egzona M. hat kein Verständnis, findet die Regelung «frech».
Foto: Ralph Donghi

Auch Melissa K.* (38) aus Aarau, Mutter von zwei Buben, hat Mühe mit der neuen Regelung im «90° Café». «Es ist ohnehin schwierig Orte zu finden, an denen man mit Kindern willkommen ist», sagt sie. K. findet, dass man die Eltern bei Problemen in die Pflicht nehmen müsste und nicht die Kinder bestrafen sollte. «Ich werde das Café sicher nicht mehr besuchen», so die Mutter.

Melissa K. ist der Überzeugung, dass man die Eltern in die Pflicht nehmen müsste, statt die Kinder zu bestrafen.
Foto: Ralph Donghi

Marisa C.* (54) aus Wohlen AG findet die neue Regelung «schade». «Kinder sind die Zukunft und wenn es Probleme gibt, muss man halt mit den Eltern reden», sagt die Mutter. Ein solches Verbot habe sie bis jetzt auch noch nicht gesehen.

Marisa C. ist ein Kinderverbot bis jetzt noch nicht untergekommen.
Foto: Ralph Donghi

«Kein Kinderfeind»

Ganz neu sind solche Kinderverbote aber nicht. Schon im Jahr 2016 sorgte die Walliser Skiakrobatiklegende und Hotelier Art Furrer (88) für Schlagzeilen, weil in einem seiner Hotels auf der Riederalp VS Gäste erst ab 12 Jahren Zutritt hatten. «Im Grundsatz geht es darum, Kindergeschrei und Herumgerenne zu vermeiden», lautete die Begründung damals. 

Zwei Jahre später äusserte sich Art Furrer zu diesem Schritt erneut. «Ich bin kein Kinderfeind!», sagte er. Vielmehr gehe es darum, spezifische Angebote für einzelne Kundengruppen zu schaffen. «Kein Bauer steckt Milchkühe und Ziegen in einen Stall, weil sie sich dann nicht mehr wohlfühlen», erklärte der Hotelier damals.

*Namen bekannt

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