Missbrauchs-Fälle sind verjährt
Verfahren gegen Jürg Jegge (74) eingestellt

Der wegen Kindsmissbrauchs in die Schlagzeilen geratene ehemalige Schweizer Muster-Pädagoge Jürg Jegge (74) muss kein Urteil fürchten. Weil alle Fälle längst verjährt sind, wurde das Verfahren gegen ihn jetzt eingestellt.
Publiziert: 21.01.2018 um 22:16 Uhr
|
Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:15 Uhr
Hat in seiner Zeit als Lehrer Buben missbraucht: Jürg Jegge (74), hier in seinem Haus in Rorbas ZH.
Foto: Sabine Wunderlin

Er ist geständig – und trotzdem kommt Jürg Jegge, der einst als «Lehrer der Nation» gefeierte Pädagoge, ohne Strafe davon. Die Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich hat das Verfahren gegen den 74-Jährigen nun definitiv eingestellt. Zu lange sind die Missbrauchsfälle her, die im Verlauf des vergangenen Jahres ans Licht kamen. 

Auslöser für das Verfahren war ein Buch von Markus Zangger, einem Opfer Jegges. 1970 war er als Schüler zum Musterpädagogen gekommen und in der Folge eigenen Berichten zufolge über Jahre von ihm missbraucht worden. Das Buch, das die traumatischen Erlebnisse schildert, kam vergangenen April heraus.

Keine jüngeren Fälle bekannt

Die Staatsanwaltschaft eröffnete daraufhin ein Verfahren und suchte nach möglichen weiteren Opfern. Bei einer Befragung habe Jegge die sexuellen Kontakte zu Zangger und weiteren Schülern zugegeben, heisst es in der Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft. Seinen Aussagen zufolge seien es insgesamt weniger als zehn Kinder gewesen, an deren Namen könne er sich nicht erinnern. 

Da alle Fälle aber vor 1985 passierten und damit längst verjährt sind, haben sie keine strafrecthlichen Konsequenzen mehr für Jegge. Einzig die Verfahrenskosten in der Höhe von rund 4400 Franken muss der ehemalige Pädagoge tragen.

Der Verlag Wörterseh, der das Buch herausgab, glaubt, dass der Gang Zanggers an die Öffentlichkeit auch ohne strafrechtliche Verurteilung wichtig war. «Wir sind uns  sicher, dass Markus Zanggers Mut, sein Schweigen zu brechen und seine Zivilcourage mithelfen, dass bei solchen Verbrechen an Kindern und Jugendlichen in Zukunft nicht mehr weggesehen wird», teilt er gegenüber BLICK mit. (lha)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?