Firma mit Sitz in Zürich über den Tisch gezogen
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Millionenbetrug mit Atemmasken:Firma mit Sitz in Zürich über den Tisch gezogen

Millionen-Betrug mit Atemmasken
Firma mit Sitz in Zürich über den Tisch gezogen

Zwei Firmen, eine davon mit Sitz in Zürich, wurden bei einem Deal mit Atemschutzmasken abgezockt. Die Ware für insgesamt 15 Millionen Euro existierte nie.
Publiziert: 07.04.2020 um 18:54 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2020 um 21:34 Uhr
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Bei einem Millionen-Deal mit Schutzmasken wurde auch eine Firma mit Sitz in Zürich über den Tisch gezogen.
Foto: Imago

Zwei Vertriebsfirmen, eine davon mit Sitz in Zürich, die andere in Hamburg, hatten einen grossen Auftrag. Sie sollten für umgerechnet knapp 15 Millionen Euro Atemschutzmasken an das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen liefern. Ein wichtiges Geschäft während der Corona-Krise.

Das Problem: Die Masken existieren gar nicht! Hinter dem Deal steckt ein international angelegter, millionenschwerer Betrug.

Geld auf ausländischen Konten entdeckt

Die deutsche und die Schweizer Vertriebsfirma hatten bereits eine Anzahlung von rund 2,4 Millionen Euro an die vermeintlichen Lieferfirmen geleistet – nach geschickten Täuschungsmanövern der Täter. Als die Masken nicht wie geplant ankamen, habe der Geschäftsführer am 30. März Anzeige erstattet. Offenbar noch rechtzeitig: Mehr als zwei Millionen des überwiesenen Geldes seien inzwischen auf Konten im Ausland entdeckt und eingefroren worden, berichtete die Staatsanwaltschaft.

Auch Nordrhein-Westfalen hatte schon bezahlt - rund 14,7 Millionen Euro an das Schweizer Vertriebsunternehmen. Davon seien 12,3 Millionen Euro schon wieder zurückbezahlt worden. Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium kündigte eine Stellungnahme an.

Lieferfahrzeuge und Polizeieskorte – aber keine Ware

Der Geschäftsführer der beiden geschädigten Unternehmen kommt aus dem oberbayerischen Traunstein. Er habe Mitte März von den Betrügern Angebote für die Schutzmasken erhalten. Die Landesregierung in Düsseldorf hatte grosses Interesse und orderte rund zehn Millionen Stück. Über mehrere europäische Zwischenhändler sollte die Ware in den Niederlanden übergeben werden. Rund 52 Lieferfahrzeuge standen den Ermittlern zufolge schon bereit, um die dringend benötigten Schutzmasken aus den Niederlanden nach Nordrhein-Westfalen zu bringen, ab der Grenze in Deutschland sogar mit Polizeieskorte.

Derzeit laufen noch Ermittlungen in mehreren Ländern. Die Täter hätten die Identität einer Firma im europäischen Ausland gekapert, berichtete die Staatsanwaltschaft. Nähere Angaben machte sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. In Traunstein ist eine Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft zur Verfolgung der grenzüberschreitenden Kriminalität befasst, das sogenannte Traunsteiner Modell. Auch Beamte der Kriminalpolizei sowie Ermittlungsbehörden in mehreren europäischen Ländern sind im Einsatz. (cat/SDA)

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