Rund 500 Jahre nach Zwingli steht der Kirche in Zürich die nächste Reformation bevor. Mit Michael Braunschweig kämpft ein Mann um den Posten als Kirchenpflege-Präsident, der noch vor wenigen Jahren an dieser Stelle undenkbar gewesen wäre. Der 36-Jährige ist schwul und zieht gemeinsam mit seinem Partner Zwillinge gross, die in den USA von einer Leihmutter zur Welt gebracht wurden.
Mit zwei Mitstreitern kämpft Braunschweig bei der Wahl am Sonntag um das Amt als Chef der grössten Kirchgemeinde der Schweiz. Etwas über 80'000 Gläubige zählt die reformierte Kirche der Stadt Zürich heute noch.
Mehr Muslime als Reformierte unter den Jugendlichen
Der gebürtige Winterthurer lacht, als er mit dem grossen Reformator verglichen wird. Er wäre schon zufrieden, wenn er die Kirche bloss in einigen wenigen Belangen so erneuern könnte wie einst Zwingli. Dann ergänzt er: «Die Wahl meiner Person wäre aber ähnlich mutig wie jene von Zwingli.»
Handlungsbedarf sieht Braunschweig vor allem auch bei den Jungen: In der Altersspanne der zwischen 20- bis 50-Jährigen klaffe bei den Protestanten «ein riesiges schwarzes Loch». Und bei den Jugendlichen gibt es in Zürich laut Statistik mittlerweile sogar mehr Muslime als bekennende Reformierte. «Hier müssen wir eindeutig wieder attraktiver und innovativer werden.»
Knackpunkt Familienferien
Mit seiner Familie lebt Braunschweig im Zürcher Kreis 5. Dort ernten er und sein Partner keine erstaunten Blicke, wenn sie gemeinsam mit Sohn und Tochter im Sandkasten spielen. Anders, wenn das Paar mit dem Nachwuchs in die Ferien will. So schildert Braunschweig in seiner Kolumne für die «Schweiz am Wochenende», wie er auch schon von einer verdutzten Dame am Check-in-Schalter nach der Reise-Einwilligung der Mutter gefragt wurde.
Hürden wie diese kennt Michael Braunschweig mittlerweile zur Genüge. Auch in der reformierten Kirche reagieren längst nicht alle ausnahmslos positiv auf Reizthemen wie Homosexualität. Erst vor wenigen Tagen sprachen sich fast 200 Pfarrer gegen eine «Ehe für alle» in der reformierten Kirche aus. «Ich kenne Homosexuelle, die sich nun natürlich fragen, was sie noch in einer Kirche hält, die sie doch nur teilweise akzeptiert.»
Das Jawort gabs in den USA
Braunschweig selber hat deswegen den Glauben an seine Kirche aber nicht verloren. Im Gegenteil: Er will die Sensibilisierung für das Thema weiter vorantreiben. Zumindest aus persönlicher Sicht hat die Eheschliessung in der Kirche für Braunschweig nicht Priorität. Er und sein Partner haben sich vor zwei Jahren in Chicago feierlich das Jawort gegeben: «Es wäre schön, wenn wir das eines Tages in Zürich nachholen könnten.»
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