Ein halbes Jahr lang war er im Knast. Verweigerte jegliche Kooperation, randalierte wiederholt. Doch das Bundesgericht entschied zu seinen Gunsten. Carlos (18) bekam, was er wollte – seit letzter Woche ist der Messerstecher, der schweizweit Schlagzeilen machte, wieder zurück im Sondersetting.
Dieses Mal kostet es 10'000 Franken weniger – aber immer noch stolze 19'000 Franken pro Monat oder rund 630 Franken pro Tag.
Luxus soll es dafür aber nicht geben: Carlos beziehe eine «einfachen Wohnung», kündigte die Zürcher Jugendstaatsanwaltschaft am Freitag an. Unterbringen wollen die Zürcher den renitenten jungen Mann in Basel. Andreas Knuchel (38), Sprecher des Basler Justizdepartements, bestätigt entsprechende SonntagsBlick-Recherchen.
Zuständig für die Betreuung sei aber weiterhin Zürich: «Basel-Stadt hat keinen Einfluss auf diesen Entscheid. Wir können deshalb keine Auskünfte zu den Massnahmen geben», sagt Knuchel.
Carlos muss arbeiten
Auch im neuen Sondersetting erhält Carlos eine Rund-um-die-Uhr-Einzelbetreuung. Er wird jedoch härter in die Pflicht genommen: Er muss zur Schule, bekommt Privatunterricht. Zudem muss er sich einer Psychotherapie unterziehen. Auch arbeiten soll er – wo und als was, ist aber noch unklar: «Ich kann nicht sagen, ob Carlos eine Lehre machen will», sagte dazu der Zürcher Justizdirektor Martin Graf (57). «Praktika haben nun einen höheren Stellenwert», ergänzte Oberjugendanwalt Marcel Riesen (54). Selbst Carlos’ grösster Wunsch geht in Erfüllung – er darf wieder ins Thaibox-Training. Dieses Mal muss er es allerdings in seiner Freizeit tun. Und weniger Sackgeld gibt es auch.
Carlos kann von Glück reden, dass er es mit der Schweizer Justiz zu tun hat.
In Deutschland würde er eine Weile in einer Jugendstrafanstalt schmoren. Diese sind umgeben von Stacheldraht, die Zellen sind spartanisch eingerichtet, der Tagesablauf ist streng durchgeplant. Ein solches Regime droht dort Jugendlichen wie Carlos, die wiederholt straffällig geworden sind. Harter Knastalltag statt kuscheliges Sondersetting also – und dies bereits für Jugendliche ab 14 Jahren.
Rund 90 Euro täglich kostet die Unterbringung in einer deutschen Jugendstrafanstalt.
Denkzettel verpasst
Trotzdem zielt auch das deutsche Jugendstrafrecht auf eine Resozialisierung. Die Straftäter müssen eine Psychotherapie besuchen. Sie können den Schulabschluss nachholen oder eine Lehre machen. Nur geschieht dies – im Gegensatz zur Schweiz – innerhalb von dicken Mauern.
«Irgendwann musste ich ja mal einen Denkzettel bekommen, sonst wäre ich nur weiter straffällig geworden», sagte Stefan, der in der Jugendstrafanstalt Ichtershausen in Thüringen einsitzt, zur «Rundschau». Auf Carlos’ früheres Sondersetting angesprochen, hat er nur ein müdes Lächeln übrig: «Das ist ja keine Strafe. Das ist wie im Kinderheim.»