Der Skandal um den zwölfjährigen Boris, dessen Sondersetting mit 85'000 Franken in einem Monat zu Buche schlug, zieht immer weitere Kreise. Das Magazin «Die Weltwoche» nahm Einsicht in die umfangreichen Akten zum Fall. Diese zeigen unter anderem, mit welchen Medikamenten der schwererziehbare Bub gefügig gemacht wird.
Mutter, Behörden, Ärzte – sie alle sind hoffnungslos überfordert mit dem schwer erziehbaren Boris. Die Kesb und Beiständin Paula Good schicken den Buben von der Sonderschule ins Heim, vom Heim in die Psychiatrie. Die Ärzte probieren einen ganzen Cocktail an Psychopharmaka aus, um ihn ruhigzustellen.
Dabei ist Ritalin nur der Anfang. Das aufputschende Medikament wird mit dem sedierenden Risperidon abgefedert, welches eigentlich für Schizophreniepatienten entwickelt wurde. Doch der Erfolg bleibt aus.
«Kein Gefühl für Distanz, ablenkbar, ungeduldig»
Wie aus den im Bericht zitierten Akten hervorgeht, wird bei Boris nie eine bestimmte Krankheit diagnostiziert. Stattdessen beschreiben ihn die Ärzte allgemein als Problemkind: «Vifer, offener Junge, er tritt schnell in Kontakt, gibt bereitwillig Auskunft. Kein Gefühl für Distanz, ablenkbar, ungeduldig.»
Trotzdem hat Boris inzwischen bereits zahlreiche psychiatrische Einrichtungen von innen gesehen. Und da der Bub zwar als Nebenwirkung deutlich zunimmt, die medikamentöse Behandlung aber offensichtlich nicht wie gewünscht anschlägt, werden immer neue Kombinationen von Psychopharmaka ausprobiert. Risperdal, Seroquel, Strattera, Concerta in Dosen, «die selbst einen alten Junkie umhauen würden», wie das Magazin schreibt.
«Verlauf bisher leider ungünstig»
Boris’ Mutter wehrt sich gegen diese Behandlungen. «Mein Sohn ist doch kein Versuchskaninchen!» Doch dann entmündigt sie die Kesb auch in medizinischen Fragen und übergibt die Verantwortung Beiständin Good.
Heute sitzt Boris in der forensischen Abteilung der Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel. Das ist eine Einrichtung, in der Straftäter abgeklärt werden. Dem neusten Bericht zufolge werden dem Buben 10 Milligramm Abilify und 50 Milligramm Elvanse verabreicht. Trotzdem sei der «Verlauf bisher leider ungünstig». (noo)