Material-Fehler
Ist Beznau in französischen Atom-Skandal verwickelt?

In französischen Unterlagen zu AKW-Bauteilen sind Unregelmässigkeiten festgestellt worden. Die Behörden prüfen nun, ob auch das Kraftwerk in Beznau involviert ist.
Publiziert: 27.05.2016 um 15:55 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:46 Uhr
In Frankreich tobt ein Atom-Skandal. Es könnte das AKW Beznau betreffen.
Foto: ALESSANDRO DELLA BELLA

Die französische Atomaufsichtsbehörde ASN klärt ab, ob auch das AKW Beznau betroffen ist von den Unregelmässigkeiten bei der Fertigungskontrolle von Reaktordruckbehältern des Atomkonzerns Areva. Der 1965 produzierte Reaktordruckbehälter von Block 1 des AKW Beznau weist Materialfehler auf.

Die Aufsichtsbehörde ASN informierte das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) darüber, dass Unregelmässigkeiten bei den Fertigungskontrollen von Bauteilen wie Reaktordruckbehältern im Schmiedewerk Creusot Forge entdeckt worden waren. Das Werk gehört seit zehn Jahren als Tochterfirma zum Konzern Areva.

ASN kläre ab, ob die Schweiz von den Unregelmässigkeiten in den Unterlagen betroffen sei, sagte ENSI-Mediensprecher David Suchet am Freitag auf Anfrage. Er bestätigte einen entsprechenden Bericht von «Tribune de Genève» und «24 heures«. Man stehe in ständigem Kontakt mit den europäischen Atomaufsichtsbehörden, hiess es weiter.

Unregelmässigkeit bei Bauteilen

Der Atomkonzern Areva hatte Anfang Mai mitgeteilt, es seien Unregelmässigkeiten in den Unterlagen zu AKW-Bauteilen entdeckt worden. Die Aufsichtsbehörde ASN sprach von «Unstimmigkeiten, Veränderungen oder Weglassen» bei Herstellungsparametern und Testergebnissen.

Das Schmiedewerk Creusot Forge produzierte 1965 den Reaktordruckbehälter für Beznau 1, später auch denjenigen für Beznau 2. Weil bei Revisionsarbeiten im Reaktordruckbehälter von Beznau 1 rund 925 Materialfehler entdeckt wurden, steht diese Anlage seit März 2015 still. Es handelt sich um fehlerhafte Materialstellen mit einer Grösse von 5 bis 6 Millimetern.

Die Herstellerfirma habe bereits 1965 bei der Prüfungen einen kleinen Einschlussfehler im Material festgestellt, sagte Mike Dost, Leiter des AKW Beznau, Anfang Mai vor den Medien in Böttstein AG. Die Materialfehler seien nicht während des Betriebs des Reaktors entstanden.

Der Einschluss sei eine Folge des Giessprozesses und der anschliessenden Verschmiedung. Der Einschluss gelte nach den damaligen und heutigen Reglementen als «akzeptabel», hiess es. Die Anzeigen hätten 1965 zu keinen Beanstandungen geführt. Die Axpo liess nach eigenen Angaben viele Seiten der Herstellungsdokumentation auswerten.

Sicherheit muss Nachgewiesen werden

Um weitere Untersuchungen und Abklärungen über die Folgen der Einschlüsse im Reaktordruckbehälter vornehmen zu können, suchen die Axpo-Verantwortlichen sogenannte Teststücke. Diese stammen aus der Produktion des Druckbehälters oder aus anderen Anlagen.

Der Block 1 ist mit 47 Betriebsjahren der älteste kommerzielle Reaktor der Welt. Der Energiekonzern Axpo rechnet als Betreiber damit, dass der Reaktor Ende Jahr hochgefahren werden kann.

Axpo muss der Aufsichtsbehörde ENSI nachweisen, das der Reaktor sicher betrieben werden kann. Die Kosten für den Ausfall der Stromproduktion und für die aufwendigen Untersuchungen betragen gemäss Axpo bis Ende Jahr 200 Millionen Franken.

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