Darum gehts
- Reformierte Kirche plant neue Wege zur Besetzung offener Pfarrstellen
- Über 55-jährige Akademiker ohne Theologiestudium können künftig als Pfarrvikare arbeiten
- Sie erhalten 80 Prozent eines Pfarrerlohns
Um in den kommenden Jahren die vielen offenen Pfarrstellen zu besetzen, geht die reformierte Kirche neue Wege. Im Konkordat mit 18 Deutschschweizer Landeskirchen und der Tessiner Sektion sollen künftig auch Akademiker ohne Theologiestudium – seien sie Juristen, Ärztinnen oder Bauingenieure – Pfarrer werden können. Über 55-Jährigen soll dieser Weg künftig offenstehen. Sie sollen 80 Prozent eines Pfarrerlohns erhalten.
Diesen Notfallplan haben die Verantwortlichen Ende 2024 in die Vernehmlassung geschickt. Die Ergebnisse daraus sind nun in einem Bericht online einsehbar. Eine knappe Mehrheit begrüsst die Absicht, manche Vorschläge sind aber äusserst umstritten.
Bezeichnung Pfarrvikar
Nun gibt es bereits einige Retuschen am ursprünglichen Vorhaben, das die Konkordatskonferenz im Juni diskutieren wird. So soll die Einführung der Interessierten länger dauern als zuerst geplant, ein Semester Theologiestudium plus Universitätskurse werden Voraussetzung, und alle auf diesem Weg Einsteigenden erhalten die Bezeichnung Pfarrvikar. Sie arbeiten auf Mandatsbasis und können nicht als Pfarrer gewählt werden. Wie Akademiker sollen auch Diakone und Katecheten Pfarrvikare werden können.
Unterschiedliche Wahrnehmung
Die Vernehmlassungsantworten zeigen, dass die einzelnen Mitgliedskirchen die Situation unterschiedlich beurteilen. Einige gaben an, gar keinen akuten Pfarrmangel zu beobachten. Wann eine Mangellage ausgerufen und der Notfallplan angewandt wird, entscheidet die Konkordatskonferenz.
Bis das Vorhaben umgesetzt wird, dauert es aber. Ein Jahr später als einst angestrebt, auf Anfang 2027, soll es so weit sein. Ganz akut ist die Not offensichtlich noch nicht.