Es donnert, als gäbe es kein Morgen mehr. Heftige Gewitter ziehen durch die Schweiz (BLICK berichtete). Besonders hart trifft es den Kanton Uri. In Gurtnellen kracht mitten im Dorf eine Schlammlawine auf die Gotthardstrasse. Der Schutt zerstört ein Auto und verwüstet Vorgärten. Polizei und Feuerwehr evakuieren neun Personen. Das Risiko eines massiven Murgangs ist zu gross.
Feuerwehr reisst Anwohner aus dem Schlaf
Morgens um halb 2 Uhr klingeln die Beamten an der Tür von Maria Sicher-Gisler (89) und ihrem Sohn Herbert (55). Die beiden leben in der Gefahrenzone und sollen das Haus sofort verlassen. Trotzdem sagt die 89-Jährige bestimmt zu BLICK: «Ich wollte zuerst nicht und weigerte mich mitzugehen. Ich hatte keine Lust, evakuiert zu werden.» Dank gutem Zureden liess sie sich dann aber überzeugen. Ihr Sohn schmunzelt und sagt: «Dafür gab es später im Feuerwehrlokal Kafi.»
Es ist nicht das erste Mal, dass die Familie schlagartig aus dem Haus muss. «In den letzten 30 Jahren wurde ich drei Mal evakuiert», so die Rentnerin. Etwas Sorgen macht sie sich schon. Doch sie sagt: «In den Bergen gehört das dazu. Ich schlafe immer gut.» Am Morgen gibt dann auch die Feuerwehr Entwarnung. Einsatzleiter André Jauch erklärt: «Die Lage beruhigte sich im Laufe der Nacht. Die Bewohner konnten zurück in ihre Häuser.» Trotzdem behalten er und sein Team die Situation im Auge - vor allem, wenn es nochmals regnet.
Stall in Göschenen unter Wasser
In Göschenen UR trat die Reuss wegen des starken Niederschlags sogar über die Ufer. Ein Hühnerstall stand einen Meter tief unter Wasser. Zum Glück kamen die Vögel mit dem Schrecken davon. «Die Hühner waren ganz schlau und haben sich auf höhere Stängeli gerettet», sagt Raymund Walker (50) von der lokalen Feuerwehr. Nun müsse man abwarten, bis das Wasser aus dem Stall abfliesst. Das angrenzende Wohnhaus wird mit Sandsäcken gesichert. Wegen des Schlamms war auch die alte Gotthardbergstrecke der SBB vorübergehend geschlossen.
Doch nicht nur in der Zentralschweiz schüttet es seit Sonntag zeitweise wie aus Kübeln. In der Romandie, im Raum Bern sowie im Unterwallis und in Zürich fielen 40 bis 70 Liter Wasser pro Quadratmeter. Den stärksten Niederschlag gab es aber im westlichen Sopraceneri im Tessin und lokal im Oberwallis. Hier fielen Mengen von über 150 Liter Regen pro Quadratmeter! Auch in Oberwald VS und bei Goms VS kam es zu Schlammlawinen und Murgängen. Zum Glück entspannte sich die Lage am Dienstag wieder etwas.
Doch noch immer gilt für die ganze Schweiz geringe und mässige Hochwassergefahr. Am grössten ist das Risiko im Alpengebiet.