Mafia-Expertin Petra Reski zum getarnten SBB-Mitarbeiter
«Sie infiltrieren unsere Gesellschaft»

Petra Reski recherchiert über die Mafia. BLICK verrät sie, wie nahe uns die Verbrecher kommen, ohne dass wir es merken.
Publiziert: 30.11.2014 um 19:19 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:04 Uhr
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BLICK: Der nette Herr von nebenan, ein gefährlicher Mafia-Boss? Der Fall von SBB-Arbeiter Giuseppe P. (53) zeigt, wie ’Ndrangheta-Mitglieder ihr Schweizer Umfeld täuschen können. Ist die sau­bere Fassade nur eine Tarnung?
Petra Reski:
Nicht nur. Die ’Ndrangheta integriert sich in die Gesellschaft auch immer, um Geschäfte zu machen und Vorteile herauszuziehen.

Ist das auch in der Schweiz so?
Natürlich. Die Behauptungen mancher Politiker und Behörden, die Schweiz sei kein Mafia-Land, sie diene lediglich als Rückzugsgebiet, sind reine Augenwischerei. Um die Bevölkerung zu beruhigen. Die Mafia ist kein Fremdkörper, sondern ganz klar Teil unserer Gesellschaft. 

Wie ist das zu verstehen?
Dass ein Mafia-Mitglied als aufrechter Bürger daherkommt, ist gewollt und nicht ungewöhnlich. Diese Leute benehmen sich wie Schweizer. Sie suchen Kontakte, Informationen, wollen wissen, wer was macht, infiltrieren so unsere Gesellschaft. Und viele Schweizer unterstützen sie in ihren Machenschaften. Oft ahnungslos.

Wie wird der Mafia in der Schweiz geholfen?
Da werden Bau-Aufträge an Mitglieder der ’Ndrangheta gegeben, weil sie die kostengünstigste Offerte bietet. Jeder Profi weiss: für diesen Preis kann nicht legal gearbeitet werden. Dennoch bekommt die Mafia den Zuschlag. Sie zahlt keine Steuern, reine Hungerlöhne an ihre Arbeiter und wäscht dabei auch noch Schwarzgeld. Auch ihre Jovialität ist berechnet. Sie hilft gerne – um eines Tages auch nach einem Gefallen zu fragen. Das ist der Deal.

Was kann man tun, um die Mafia zu bekämpfen?
Wachsamer sein. Hinterfragen. Mafia ist keine Folklore. Investiert die Mafia in ein grosses Bauprojekt, dann verlangt sie auch nach Einfluss, Macht, einer politischen Stimme. Wir müssen die Gefahr, die von der ’Ndrangheta ausgeht, in der Schweiz endlich ernst nehmen.

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