Femizide in der Schweiz
Eifersucht, Besitzanspruch – und oftmals Männer

88 Prozent der getöteten Personen in der Schweiz sind Frauen, grösstenteils von Männern getötet. Doch warum töten Männer Frauen?
Publiziert: 21.03.2022 um 00:50 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2022 um 17:25 Uhr
88 Prozent der getöteten Personen in der Schweiz sind Frauen, grösstenteils von Männern getötet.
Foto: SDA
Chiara Schlenz

«Das Hauptrisiko für Frauen, getötet zu werden, ist durch den eigenen Partner oder Freund in einer bestehenden oder aufgelösten Beziehung», erklärt Susanne Nef (39), Expertin für Geschlecht und Gewalt und Dozentin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

88 Prozent der getöteten Personen in der Schweiz sind Frauen. Nef: «Wenn nun auch die versuchten Tötungsdelikte betrachtet werden, dann fällt auf, dass Frauen rund viermal häufiger Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten werden im Vergleich zu Männern.»

Aber wieso töten Männer ihre Frauen? «Die wichtigsten Ursachen und damit Risikofaktoren sind männlich-hegemoniale Rollenvorstellungen und eine Trennung oder Trennungsabsichten der Frau», erklärt Nef.

Doch Femizid-Fälle müsse man «ökosystemisch» betrachten, so Nef. Dies bedeutet, dass es mehrere Faktoren gibt, die relevant sein können und in Wechselwirkung zueinander stehen. «Es ist sicherlich sehr wichtig, auch patriarchalische Gesellschaftsstrukturen zu betrachten und zu überdenken, wie Mann und Frau sich zu verhalten haben.»

Auch Eifersucht und Besitzansprüche seien laut Nef immer wieder Thema bei Femiziden. «Männer glauben, die Kontrolle über ihre Partnerin zu verlieren. Und diese Kontroll- und Besitzansprüche sind Ausdruck der zuvor genannten männlich-hegemonialen Rollenvorstellungen. Oftmals geht mit der Tötung auch der Gedanken einher: Wenn ich sie nicht haben darf, darf sie auch kein anderer haben.» Dieser Wunsch gehe bis über den Tod der Partnerin hinaus. «Denn wenn jemand tot ist, kann man die totale Kontrolle übernehmen. So zumindest ist die Wahrnehmung des Täters.»

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