Luxus-Abzocker Simon C. (50) wegen Millionenbetrugs vor Gericht
«Ich lebe vom Vermögen meiner Frau»

Investor Simon C.* (51) soll seine Partner abgezockt haben. Vor Gericht bestreitet er den Millionenbetrug. Er habe sich stets an Verträge gehalten. Die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Sie fordert acht Jahre Knast.
Publiziert: 25.08.2020 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2020 um 19:32 Uhr
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Dem Deutschen (l.) wird Millionenbetrug vorgeworfen. Hier zusammen mit seinem Verteidiger.
Foto: Claudio Meier
Anian Heierli

Der Deutsche sitzt wie ein König im Saal des Luzerner Kriminalgerichts. Investor Simon C.* (50) ist selbstsicher, einnehmend. Ein Macho. Fragen beantwortet er eloquent. Er weist sämtliche Schuld von sich, stellt Gegenfragen und bezichtigt andere der ungenügenden Aktenkenntnis. Einmal kontert er dem Richter-Gremium: «Hätten Sie meine Einvernahme-Protokolle gelesen, wüssten Sie das.»

So viel Gelassenheit überrascht vor dem Hintergrund der massiven Vorwürfe gegen ihn: mehrfacher gewerbsmässiger Betrug, Geldwäsche, Urkundenfälschung und Veruntreuung. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Freiheitsstrafe von acht Jahren. Es gilt die Unschuldsvermutung. Zwischen 2008 und 2014 soll er mit illegalen Tricks 9,3 Millionen Franken erwirtschaftet haben. Zu den Geschädigten gehören Geschäftsführer, ein Autohersteller und ein deutscher Landgraf, der mit seinen Anwälten an der Verhandlung teilnimmt.

«Ich hielt mich an Verträge. Wo ist das Problem?»

Der Vorwurf: C. präsentierte sich als finanzstarker Investor. Er überredete seine Opfer zur Geld- und Wertpapieranlage. Tatsächlich nutzte er das Geld laut Anklage aber für seinen luxuriösen Lebensstil, statt es anzulegen. Als das Gericht den Beschuldigten darauf anspricht, sagt er stets dasselbe: «Es waren Blanko-Darlehen ohne Verwendungszweck. Ich habe mich an die Verträge gehalten. Wo ist das Problem?» Oder: «Es gab keine Zweckbindung. Ich kann ja nicht mehr machen, als eindeutige Verträge abzufassen.»

Das sieht die Staatsanwaltschaft anders. Sie nennt C. einen «Berufsbetrüger», der keinen Skrupel kennt. Er wiederum bezeichnet die Anklageschrift als «Prosa-Text ohne jeglichen Beweis». Fakt ist: Der Beschuldigte erzielte mit den anvertrauten Geldern keine Gewinne. Lebte aber dafür in Saus und Braus. Er mietete eine Villa in Meggen LU mit direktem Seeanstoss, parkierte in seiner Garage Ferraris und leaste einen Privatjet mit 14 Sitzplätzen, zwei Piloten und einer Flugbegleiterin.

Verletzung stamme vom «Crossfit»

Einkommen versteuerte er in Meggen trotzdem keines. Vom Gericht darauf angesprochen, sagt C. mehrmals: «Ich lebe vom Vermögen meiner Frau».» Noch heute will er keinem Beruf nachgehen: Er verwalte lediglich den Familienbesitz und mache Sport. Die Verletzungen in seinem Gesicht und an der rechten Hand würden vom «Crossfit» stammen.

Sein Verteidiger beantragt einen Freispruch in allen Punkten. Auch sein Hauptargument ist, dass es sich um Blanko-Darlehen ohne Zweckbindung handelte. «Eine arglistige Täuschung fand nicht statt.» Strafrechtliche Handlungen habe sein Klient nicht begangen.

Heute lebt der Deutsche Investor in Grossbritannien. Dennoch reiste er für seinen Gerichtstermin in die Schweiz. Von Reue gegenüber seinen Gläubigern will er nichts wissen. Das Urteil folgt.

*Name geändert


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