Im Lauf von 25 Jahren hat Thomas S.* (49) Hunderttausende von Franken an Schulden angehäuft. Unter anderem gab er sich als Erbe der Hotelkette Sheraton aus. Und kam so zu Darlehen von rund 400 000 Franken.
Im Kanton Bern, wo S. 2009 den Laden mit dem einprägsamen Namen eröffnete, war Simon Pagnard (32) einer der Geprellten. «Ich fand es eine gute Idee, ihm finanziell zur Seite zu stehen», sagt er. 30 000 Franken übergab er dem vermeintlichen Blumenhändler. «Er versprach, mir das Geld mit Zinsen innert zwei Monaten zurückzuzahlen.»
Doch nichts geschah, bis heute. Pagnards Doppelpech: Er lernte den Betrüger kennen, als S. ein Sieben-Zimmer-Haus in Münchenwiler BE von ihm mietete. Die Folge: 18 000 Franken Mietschulden. Auch davon hat Pagnard bis heute nichts gesehen.
Insgesamt richtete S. rund um «Vergissmeinnicht» einen Schaden von zirka 250 000 Franken an. Seine Floristinnen liess der Gauner monatelang ohne Bezahlung arbeiten. Zudem «kaufte» er zwei Sportwagen – der Garagist wartet noch immer auf sein Geld.
Der zentrale Trick des Betrügers: Er imponierte seinen Opfern. Zum Beispiel nutzte S. dazu seine flotten Autos. Auch Heidi und Bruno Gschwind aus Leimental BL liessen sich vom Charme des Berufsgauners einlullen: Die Gschwinds vermieteten ihm eine schmucke Maisonette-Wohnung in ihrem Riegelhaus.
Von dem Sieben-Zimmer-Haus in Münchenwiler verriet er natürlich nichts, deutete aber an, «er habe mehrere gutgehende Blumengeschäfte und zudem eine grosse Erbschaft gemacht». Heidi Gschwind weiter: «Er trat auf wie ein echter Gentleman und schlug uns sogar vor, für seine vier Autos, darunter einen Lamborghini, eine grössere Garage zu bauen.»
Fragte das Paar nach einem Betreibungsauszug? Bat es um Mietkaution? «Dies hatten wir in all den Jahren noch nie gemacht. Unsere Mieter waren immer gute Leute», so Bruno Gschwind.
S. zahlte keinen Franken. «Er gab den Banken die Schuld, die seine Zahlungsaufträge nicht ausgeführt hätten», sagt Heidi Gschwind. Als trotz vieler Mahnungen keine Miete kam, ordneten die enttäuschten Vermieter die Zwangsräumung an («Unser Schaden beträgt total rund 7500 Franken») und zeigten Thomas S. wegen Betrug an.
Doch die Staatsanwaltschaft Basel-Landschaft stellte das Verfahren postwendend ein – wegen fehlender Arglist. Es sei den Vermietern zumutbar gewesen, die Zahlungsfähigkeit des Beschuldigten rechtzeitig zu überprüfen. «Was ist das nur für ein Gesetz, das solche Gauner schützt?», sagt Heidi Gschwind empört.
Das fragt sich inzwischen auch Simon Pagnard, der Vermieter aus Münchenwiler. Auch er will Thomas S. nun anzeigen. «Ich glaubte einfach ans Gute im Menschen. Ich frage mich, weshalb solche Leute nicht gestoppt werden können. Man sollte endlich etwas gegen dieses löchrige Gesetz unternehmen.»
Wäre in der Causa Thomas S. ein paar Kilometer weiter nördlich ermittelt worden, sässe dieser wahrscheinlich längst hinter Gittern: In Deutschland braucht es kein besonders arglistiges Verhalten des Täters. Dort genügt der Nachweis einer Täuschungshandlung, um Betrüger hinter Gitter zu bringen. Und Täuschungshandlungen hat Thomas S. reihenweise begangen.
* Name der Redaktion bekannt
Jeden Tag werden irgendwo in der Schweiz gutgläubige Menschen von Lügnern, Tricksern, Abkassierern um ihr Geld gebracht. Jährlich entstehen so Schäden in vielfacher Millionenhöhe. Und wegen einer Lücke im Gesetz können diese Spitzbuben nicht einmal bestraft werden. Das muss sich ändern! BLICK dokumentiert Fälle, die zeigen, warum der Gesetzgeber endlich handeln muss.
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