Lastwagen-Chauffeur (25) vom Postauto-Drama von Endingen AG steht heute vor Gericht
Kaum hatte er das Billett zurück, fuhr er zu schnell!

Das Drama im Surbtal im Jahr 2014 schockierte die ganze Schweiz. Beim Verkehrsunfall zwischen einem LKW, einem Postauto und einem PW starben zwei Menschen (18 und 24), vier wurden schwer verletzt. Der LKW-Chauffeur musste sich heute vor Gericht verantworten.
Publiziert: 21.03.2017 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:24 Uhr
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Beim Unfall mit dem LKW starben zwei Personen.
Ralph Donghi

Die Tragödie geschah am frühen Morgen des 11. Novembers 2014. Der Thurgauer Chauffeur S. H.* (heute 25) crashte in Endingen AG mit seinem Lastwagen mit einem Postauto und einem PW. KV-Lehrtochter Gina S.* (†18) sowie der junge Familienvater und Versicherungsangestellte Jonas M.* (†24, BLICK berichtete) starben dabei.

Heute muss sich der H. vor dem Bezirksgericht Zurzach AG rechtfertigen. Reue gabs dabei kaum. Er musste zwar den Führerschein nach dem Postauto-Drama für zwei Monate abgeben. Daraus gelernt hat er aber wenig. Denn nur kurze Zeit, nachdem er das Billett zurück bekam, wurde es ihm wieder eingezogen. Der junge Chauffeur wurde erwischt, wie er mit dem Auto seines Arbeitgebers zu schnell fuhr.

Chauffeur hat kaum Erinnerungen

Begleitet durch seine Freundin versuchte er dem Gerichtspräsidenten zu erklären, wie er den Herbstmorgen vor mehr als zwei Jahren erlebte.

Er wisse zwar, dass er am Morgen vor dem Unfall einen Kaffee trank. Keine Erinnerungen hatte er jedoch an den Moment, wie er nach rechts ins Wiesland kam, zurück auf die Strasse lenkte und auf die Gegenfahrbahn kam: «Das ging alles so schnell!»

Entschuldigung kam erst ein Jahr später

Bei den Angehörigen der Opfern und den Schwerverletzten hat er sich erst diesen Januar – mehr als ein Jahr nach dem Unglück – schriftlich entschuldigt. Immerhin meinte er in früheren Aussagen, er wolle «die Verantwortung für den Unfall» übernehmen.

Der Staatsanwalt nahm den Beschuldigten teilweise in Schutz: «Er ist kein junger Hitzkopf.» So gab es etwa keine Hinweise darauf, dass H. während der Fahrt im LKW sein Handy oder das Navi bediente. Er fordert deshalb eine bedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren und eine Busse von 5000 Franken für den LKW-Chauffeur.

Die Verteidigerin bezeichnete den Angeklagten als «verantwortungsbewussten Berufschauffeur». Er habe, als er nach rechts ins Wiesland abdrehte, «instinktiv gehandelt». Dies könne auch ohne Erinnerung geschehen. Sie verlangt für ihren Mandanten lediglich eine bedingte Geldstrafe von 2400 Franken sowie eine Busse von 2000 Franken.

Das Urteil wird gegen 16 Uhr erwartet.

* Namen der Redaktion bekannt

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