Darum gehts
- ETH-Forschungsteam beobachtet erstmals Grippeviren-Angriff auf menschliche Zellen
- Viren kapern Aufnahmemechanismus für wichtige Stoffe wie Hormone
- Neue hochauflösende Mikroskopie-Methode namens 'Vivid-Rasterkraftmikroskopie' ermöglicht Beobachtung
Ein Forschungsteam der ETH konnte erstmals den Angriff von Grippeviren auf menschliche Zellen beobachten. Unsere Zellen scheinen den Viren dabei wenig im Weg zu stehen. Natürlich ziehen die Körperzellen keinen Vorteil aus einer Virusinfektion, wie die ETH Zürich in einer Mitteilung vom Donnerstag erklärte. Sie haben nichts davon, dass sie sich aktiv am Vorgang beteiligen.
Sie tun es, weil die Viren einen Aufnahmemechanismus kapern, über den normalerweise wichtige Stoffe wie Hormone, Cholesterin oder Eisen in die Zellen geschleust werden.
Tanz zwischen Virus und Zelle
«Die Infektion unserer Körperzellen kommt einem Tanz gleich, den Virus und Zelle miteinander führen», wurde der ETH-Professor Yohei Yamauchi in der Mitteilung zitiert. Das Virus scanne die Oberfläche ab, hefte sich mal da, mal dort an ein Oberflächenmolekül, bis es eine ideale Eintrittsstelle gefunden habe.
Nachdem die Zelle über ihre Rezeptoren erkannt hat, dass sich ein Virus an ihrer Membran festgesetzt hat, bildet sie eine Vertiefung. Nach und nach wächst die Einstülpung und schliesst das Virus ein. So formt sich ein Bläschen. Die Zelle transportiert dieses in ihr Inneres, wo sich die Vesikelhülle auflöst und das Virus freigibt.
Chance zur Entwicklung neuer Therapien
Möglich machte die Beobachtung eine neue, hochauflösende Mikroskopie-Methode. Der Fachwelt stellten die Forschenden die neue Methode und die ersten Resultate in einer Studie im Fachblatt «Pnas» vor.
Dass Viren die Zellen kapern, war bereits bekannt. Frühere Studien, die diesen Prozess untersuchten, arbeiteten laut der ETH aber mit anderen Mikroskopiemethoden, darunter der Elektronenmikroskopie. Für diese müssen die Zellen zerstört werden, wodurch immer nur Momentaufnahmen möglich waren. Eine andere verwendete Methode, die Fluoreszenzmikroskopie, ermöglicht hingegen nur eine geringe räumliche Auflösung.
Die neue Methode ist eine Kombination aus Rasterkraft- und Fluoreszenzmikroskopie. Getauft wurde die Methode von den Forschenden auf den Namen «Vivid-Rasterkraftmikroskopie». «Vivid» steht dabei für «Virus View». Die Methode könnte laut der Hochschule nun helfen, gezielter antivirale Therapien zu entwickeln. So kann damit etwa die Wirkung potenzieller Medikamente in Zellkultur in Echtzeit getestet werden.