Lawinen, Erdrutsche, Überschwemmungen in der ganzen Schweiz. Aber der Lawinen-Papst Werner Munter sagt:
«Wir haben Glück gehabt!»

Die Lawinen könnten sogar grösser werden als im Katastrophen-Winter 1999, sagt der Walliser Experte. Doch die Schweiz habe seitdem viel dazugelernt – und am Ende auch eine gehörige Portion Glück gehabt.
Publiziert: 23.01.2018 um 23:57 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:51 Uhr
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Besorgt: Lawinen-Papst Werner Munter (76) ist in seinem Wohnort Arolla VS eingeschneit.
Foto: Sebastien Anex
Myrte Müller

Werner Munter (76) steckt selbst mittendrin im meterhohen Schnee. Arolla, ein Ortsteil von Evolène VS, liegt auf 2000 Metern Höhe. Er ist eingeschneit und abgeschnitten von der Aussenwelt. «Hier sind seit November viereinhalb Meter runtergekommen», sagt Munter. Richtige Sorgen habe sich der Lawinen-Papst zeitweilig gemacht. «Gott sei Dank wurde es nicht so warm wie angekündigt, sonst wäre hier der Teufel los gewesen», sagt Werner Munter. Einer Lawinen-Katastrophe ist die Schweiz knapp entkommen.

Doch: Das winterliche Damoklesschwert hängt noch immer über dem Alpengebiet. Vom Wallis über den Gotthard bis zum Engadin herrschte gestern weiterhin Chaos – Lawinen drohten nach wie vor. So meldete das Lawinenbulletin auch gestern noch Gefahrenstufe vier.

Immerhin: Für die nächsten Tage ist leichte Entspannung angesagt. «Die Gefahrenstufe wird auf drei herabgesetzt. Die Situation ist bis zum Wochenende nicht mehr kritisch», sagt Lawinen-Prognostiker Benjamin Zweifel vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos (SLF)

Im Lawinenwinter 1999 gingen 1550 Schaden-Lawinen runter

Der Blick in den Schnee erinnert Werner Munter an den Lawinenwinter 1999. Damals gingen 1550 Schaden-Lawinen runter. Sie töteten 17 Menschen, zerstörten ganze Waldgebiete. «Die Situation war damals eine ganz andere», sagt Werner Munter. Er erinnert sich: «Erst fielen nur 50 Zentimeter Schnee, es folgte Regen. Dann kamen die schweren Lawinen!» Der grosse Schnee habe erst danach eingesetzt. 

«Dieses Mal ist es anders. Wir haben seit Wochen viel Schnee», sagt Werner Munter. «Auch wenn er in Etappen fiel und sich setzen konnte, gibt es kein Grund zur völligen Entwarnung.» Würde jetzt Regen folgen, dann, so der Lawinen-Experte, könnte es zu noch grösseren Lawinen kommen als vor 20 Jahren. «Dann wären die Lawinen von 1999 im Vergleich nur ein Klacks», sagt Munter.

Zum Wochenende gibt es nochmals 50 Zentimeter Neuschnee

Aus dem Katastrophen-Winter von damals habe die Schweiz viel gelernt. «In den von Lawinen gefährdeten Gebieten wurden die Stromleitungen unterirdisch gezogen. Das schützt vor Blackouts», sagt der Walliser. Und: Man habe vermehrt Gasex-Sprenganlagen an die Hänge gesetzt. «Diese Gasdepots können ferngezündet werden», sagt Werner Munter. «Das erlaubt das künstliche Auslösen von Lawinen auch bei Schneefall, wenn die Helikopter nicht abheben können.»

Zuversichtlich zeigt sich hingegen Benjamin Zweifel vom SLF: «Ab Freitag soll es streckenweise zu neuen Niederschlägen kommen. Vielleicht müssen wir nochmals die Gefahrenstufen erhöhen. Wir rechnen mit allenfalls noch 50 Zentimeter Neuschnee.»

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