Ein Rembrandt und ein Tizian, vermeintlich echt – dazu Millionen an Investorengeldern. Mittendrin in diesem dubiosen Kunst-Deal: der Zürcher Sonne-Beizer Fredy B.* (64).
Laut BLICK-Recherchen hat Milieu-Wirt Fredy B. zugegeben, von verschiedenen Investoren Millionenbeträge für Gemäldeankäufe bekommen zu haben. «Das, was ich cash erhalten habe, ist nicht so viel, wie mir vorgeworfen wird. Ich schätze rund insgesamt sechs Millionen Franken, eher weniger», gestand der Beizer der Berner Staatsanwaltschaft, die im Fall wegen Betrug und Geldwäscherei ermittelt.
Bei den Gemälden soll es sich um echte Werke handeln
Bei den Bildern soll es sich um zwei angeblich echte Werke des holländischen Meisters Rembrandt (1606–1669) und des italienischen Malers Tizian (um 1488–1576) handeln. «Ich habe Fredy B. rund eine halbe Million Franken anvertraut», sagt der Berner Geschäftsmann Herbert S.** zu BLICK. «Ich hatte ihn über einen weiteren Investor Anfang 2015 kennengelernt. Fredy erzählte uns, er könne wertvolle Gemälde von Erben der einstigen Besitzer ankaufen und später mit Gewinn wieder veräussern.»
Das erste Bild soll ein von Rembrandt gemaltes Porträt eines uniformierten Mannes sein. «Mein Mitinvestor hatte das Gemälde in einem Lagerhaus gesehen. Das Bild war mit einer Plakette versehen, die die Echtheit beweisen soll!»
Erben übergeben Bilder an Milieu-Wirt
Der «Holländer» war im Besitz einer «hochkarätigen» Familie. Herbert S. dazu: «Nach dem Tod der Eltern übergaben die drei Erben den Rembrandt an Fredy. Sie versicherten mir, jedoch nie einen Franken gesehen zu haben.»
«Im Strafverfahren war ein falsches Bild beschlagnahmt worden», behauptet Herbert S. Aber: «Der Mitinvestor sagte mir, es sei nicht dasselbe Bild, das er gesehen habe.»
Beim zweiten Bild soll es sich um einen Tizian handeln. Dieses wurde offenbar beschlagnahmt und soll der Erbenfamilie zurückgegeben werden.
Fakt ist: Ein Teil der Investorengelder hat Fredy B. nach Brasilien transferiert. Gemäss Staatsanwaltschaft soll er falsche Angaben betreffend den wirtschaftlich Berechtigten gemacht haben. Die Investoren hatten dem Beizer die Gelder meist in bar gegeben. «Fredy sagte mir, dies sei für ihn so einfacher, das Geld den Erben zukommen zu lassen.» Er habe jeweils eine Quittung erhalten.
Mit Ausflüchten vertröstet
Wann wurde Herbert S. misstrauisch? «Als er mich dauernd vertröstete. Entweder fehlten noch Dokumente oder die Echtheitsprüfung der Bilder war noch nicht abgeschlossen.»
Fredy B. scheint die bald zweijährige U-Haft nicht viel auszumachen. Auf die Frage des Staatsanwaltes, wie es ihm gehe, antwortete er: «Gut, tipptopp!»
Sein Anwalt, Daniel Schütz, nimmt ihn in Schutz: «Er wollte niemanden betrügen. Mit den Gemälden in der Hinterhand, meinte er, die Darlehen zurückzahlen zu können.» Sein Mandant sei davon ausgegangen, dass es sich um echte Bilder handelt: «Er hat den Investoren eine Begutachtung des Rembrandts angeboten, die jedoch nur zwei bis drei Personen in Anspruch nahmen.»
Zu angeblichen Geldtransfers nach Brasilien will sich Schütz nicht äussern.
Christoph Scheurer, Sprecher der Berner Generalstaatsanwaltschaft bestätigt, dass neben Fredy B. gegen weitere Personen ermittelt wird. Weitere Angaben wollte er nicht machen.