Ungläubig schaut Erika Blaser (65) aus Oberburg im Emmental BE auf den Strafbescheid der Eidgenössischen Alkoholverwaltung (EAV) über total 350 Franken.
«Ich weiss immer noch nicht, warum ich diese hohe Busse bezahlen soll. Ich habe doch nichts falsch gemacht», sagt die fünffache Mutter und Grossmutter.
Die Probleme begannen, als ihr Schwiegersohn das Erbe seiner Tante antrat. Erika Blaser sollte helfen, die Hinterlassenschaft zu verkaufen. «Das meiste war Krempel, aber da waren Teile aus Kupfer. Die sahen nach etwas Wertvollem aus.» Sie packte alles in einen Anhänger und transportierte es zu sich nach Hause.
Die Brennerei war nicht komplett
«Erst beim Ausladen wurde mir klar, dass es eine kleine Destillerie ist», sagt die 65-Jährige. «Mein Sohn fotografierte sie, und ich bot sie auf einer Internetbörse für 500 Franken zum Verkauf an. Ich dachte mir nichts Böses dabei. Es fehlten Teile, man konnte damit sowieso keinen Schnaps mehr brennen.»
Das Interesse an dem antiken Gerät ist gross. Gleich mehrere Interessenten melden sich. Unter ihnen die Eidgenössische Alkoholverwaltung.
«‹Sie müssen das Angebot sofort beenden, es ist illegal›, sagte der Herr von der Behörde. Und er wollte mich besuchen», erzählt Erika Blaser.
Alkoholverwaltung beschlagtnahmt die Anlage
Zwei Tage später steht der Kontrolleur in ihrem Garten. «Er befragte mich den ganzen Nachmittag. Machte Fotos, und packte die Anlage in sein Auto. Sie werde unbrauchbar gemacht, sagte er.»
Auch will er wissen, wer mit der Anlage illegal Schnaps gebrannt hat. An der Destillerie fehlten Stempel und Plomben. «Aber das konnte ich ihm nicht beantworten», sagt Erika Blaser. «Die ehemaligen Besitzer sind alle tot.»
«Hoheitsrechte des Bundes gefährdet»
Fünf Tage später kommt der Strafbescheid. 200 Franken Busse und 150 Franken Verfahrenskosten. «Indem Sie eine nicht konzessionierte Brennerei von einer Drittperson übernahmen und an Ihren Wohnort verbrachten, haben Sie fahrlässig die Hoheitsrechte des Bundes gefährdet», heisst es in der Begründung.
Das geschiedene Grosi ist entsetzt. «Das ist viel Geld. Ich habe nur eine kleine Rente. Ich habe immer kooperiert. Wollte weder Schnaps brennen, noch eine funktionierende Brennerei verkaufen.»
Die Eidgenössische Alkoholverwaltung aber steht hinter der Busse: Nicolas Rion, Chef Kommunikation der Alkoholverwaltung: «Dass die Anlage nicht vollständig ist, schützt nicht vor Strafe.»