Mit Echsen jedoch sind sie nur entfernt verwandt. Tatsächlich stehen Krokodilen im tierischen Familienbaum die Vögel am nächsten, wie Zoo-Zürich-Direktor Severin Dressen am Mittwoch vor den Medien sagte. Das Zürcher Breitschnauzenkaiman-Pärchen ist seit letztem Jahr im Zoo und stammt aus Dänemark.
Davor belegte ein Philippinen-Krokodil die Anlage. Bei einem Zwischenfall mit einer Pflegerin im Dezember 2019, bei dem die Frau schwer an der Hand verletzt wurde, musste das Tier aber geschossen werden. Es soll nun ausgestopft und ausgestellt werden.
Als neue Bewohner für die Anlage entschied sich der Zoo laut Dressen für Breitschnauzenkaimane, weil diese umgänglicher sind als ihre Vorgänger. Die Tiere werden in der Regel um die zwei Meter lang.
In den nächsten Jahren soll Nachwuchs folgen: Mit sieben Jahren ist das Pärchen mittlerweile im richtigen Alter. Aber: «Entwicklungstechnisch sind Krokodile nicht die schnellsten», sagte Dressen. Darum könne es noch dauern. Überfällig seien die Tiere aber noch nicht.
Ob der Nachwuchs männlich oder weiblich wird, hängt laut Dressen übrigens von der Nesttemperatur ab: Liegt sie zwischen 28 bis 30 Grad Celsius, schlüpfen Weibchen. Damit Männchen auf die Welt kommen, muss es zwischen 31 bis 33 Grad warm sein.
Krokodile erscheinen wie die perfekten Jäger: Augen und Nase liegen oben am Kopf, auf einer Linie. Damit sind die Tiere für ihre Beute fast unsichtbar, wenn sie im Wasser lauern. Beim Tauchen verschliessen sie Nase und Ohren mit Hautfalten. Ihr Design ist so perfekt, dass es seit 200 Millionen Jahren fast unverändert blieb.
Das heisst allerdings nicht, dass die Tiere in ihrer Entwicklung stehen bleiben: Die Jäger wachsen - ihr Leben lang. Mit ihnen gedeiht auch ihr Panzer. Erwachsene Tiere besitzen bis über zwanzig Schichten aus Schuppen oder Hornschilden, die an empfindlichen Stellen noch mit knöchernen Platten verstärkt sein können.
Die rund sechzig Zähne der Krokodile erneuern sich regelmässig. Diese rammen sich mit enormer Kraft in ihre Beute und ziehen sie ins Wasser. Krokodile gehören zu den Beisskraft-Champions der Tierwelt: Den Rekord für tatsächlich gemessene Kieferkraft hält zurzeit das Leistenkrokodil.
«Ein Mensch beisst mit etwa 500 Newton pro Quadratzentimeter», sagte Dressen. «Das Leistenkrokodil mit bis zu 16'000.» Härter zuschnappen könnte nur der Weisse Hai - theoretisch. Wirklich Gemessen wurde das noch nie.
Trotzdem sind die mächtigen Räuber nicht ausser Konkurrenz: Der Mensch setzt ihnen zu. Früher wurden sie erst als Schädlinge und wegen ihres Fleisches bejagt. Die Nachfrage nach ihrem Leder hat die Krokodile dann an den Rand der Ausrottung gebracht.
Heute stehen alle Krokodilarten unter internationalem Schutz, der Lederhandel ist reguliert. Trotzdem bedrängen Menschen noch immer den Lebensraum der altehrwürdigen Urzeittiere.
Das hat Folgen: Im natürlichen Ökosystem fungieren sie als «Gesundheitspolizisten». Weil sie nicht wählerisch sind, wenn es um ihre nächste Mahlzeit geht, fressen sie auch Aas. So halten sie Gewässer und Land sauber. Als aktive Jäger sorgen sie für ökologisches Gleichgewicht, indem sie etwa die Raubfischpopulation unter Kontrolle halten.
Um auf die Bedeutung der Tiere hinzuweisen, hat die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz das Krokodil zum Zootier des Jahres 2021 ernannt.
(SDA)