Kritik an Billig-Beschaffung
Armee bestellt Unterhosen in Indien!

Das Bundesamt für Rüstung lässt für drei Millionen Franken Unterwäsche in Billiglohnländern produzieren. Dafür hagelt es Kritik.
Publiziert: 31.07.2016 um 11:43 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:12 Uhr

Sie haben den Auftrag, das Land zu verteidigen – und haben dabei Unterwäsche aus Billiglohnländern an: Bald tragen Schweizer Soldaten und Soldatinnen unter ihren Kämpfern Boxershorts, Damenslips und lange Unterhosen, die in Indien und Osteuropa hergestellt wurden.

Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, hat das Bundesamt für Rüstung Armasuisse einen entsprechenden Auftrag vergeben – an die indische Firma Amrit Exports und zwei Schweizer Unternehmen, die in Bulgarien und Ungarn produzieren. Es geht um Unterwäsche im Wert von drei Millionen Franken.

Sogar für indische Verhältnisse billig

Das macht hellhörig: Bereits vor vier Jahren geriet der Zivilschutz und die Armee in die Kritik, weil sie in Indien Kleider zu unmenschlichen Bedingungen und Tiefstlöhnen produzieren liessen.

Bei diesem Auftrag sei das anders, versichert Armasuisse-Sprecher Kaj-Gunnar Sievert. Bei der Vergabe seien Kriterien für eine nachhaltige Beschaffung angewandt worden. Auch habe man im Firmensitz in Kalkutta eine Anhörung durchgeführt.

Trotzdem wird die Bestellung in Indien kritisiert – etwa von der Organisation Erklärung von Bern: Amrit Exports preise sich als sogar für indische Verhältnisse günstige Lieferantin an, weil die Löhne in dieser Region tief seien. «Das sollte die Beschaffungsstelle aufhorchen lassen, denn extrem niedrige Saläre sind in der Bekleidungsindustrie weit verbreitet», sagt Sprecherin Christa Luginbühl zur «NZZ am Sonntag». (rey)

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