Kosovo-Albanerin Arta von Ex-Mann monatelang misshandelt
«Er schlug mich blutig»

Als Arta* versuchte, sich zu wehren, prügelte ihr Mann auf sie ein, brachte sie zurück in den Kosovo und nahm ihr den Pass ab.
Publiziert: 14.09.2019 um 23:31 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2019 um 08:39 Uhr
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Arta* heiratete einen in der Schweiz geborenen Kosovo-Albaner, der sie über ein Jahr hinweg schwer misshandelte.
Foto: Siggi Bucher
Dafina Eshrefi

Als Arta* ihren Mann kennenlernte, lebte er in der Schweiz und sie im Kosovo; Arben* verbrachte dort seine Sommerferien. Die beiden verliebten sich, heirateten, sie zog zu ihm. Was folgte, war brutaler häuslicher Horror. Arta ist nicht die Einzige, die eine solche Katastrophe erlebte: Ihr Fall zeigt, wie hilflos viele Kosovo-Albanerinnen in der Schweiz gewalttätigen Partnern ausgeliefert sind, Männern, die aus derselben Kultur stammen wie sie. Männern, die bis zum Mord gehen.

In den letzten beiden Aus­gaben schilderte SonntagsBlick mehrere Fälle von exzessiver häuslicher Gewalt, ausgelöst von Männern mit albanischem Hintergrund. Nun erzählt auch Arta ihre Geschichte.

«Er schlug mich mit den Fäusten blutig»

«Ich war 20, als ich Arben heiratete und zu ihm zog. Wir lebten in einer Fünfzimmerwohnung – mit den Schwiegereltern, Arbens Bruder und dessen fünfköpfiger Familie. Ich putzte für alle und kochte mehrmals täglich für bis zu 15 Personen. Das Haus durfte ich nie alleine verlassen – während sich mein Mann nachts immer rumtrieb.

Als ich ihn einmal fragte, wo er denn so hingehe, schrie er mich an und schlug zu. Alle sahen und hörten, wie er mich misshandelte, keiner half. Eines Tages hielt ich das Herumkommandieren von Schwager und Schwiegermutter nicht mehr aus und wollte mich im Schlafzimmer einsperren. Mein Schwager montierte kurzerhand die Tür ab. Mein Ehemann solle sich um mich kümmern, brummte er nur. Als Arben von der Arbeit kam, schlug er mich mit den Fäusten blutig und trat auf mich ein. Er packte mich an den Haaren, dann am Hals und warf mich gegen die Wand. Ich verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, brachte er mich ins Spital.

Was er den Ärzten erzählte, weiss ich nicht. Ich sprach damals kein Wort Deutsch. Bald darauf flogen wir in den Kosovo. Arben nahm mir den Pass weg, ich wurde eingesperrt. Sobald meine Wunden verheilt seien, sollten seine Eltern mich zu meinem Bruder bringen.

Heute finde ich es vor allem tragisch, dass ich bis zuletzt hoffte, mein Mann würde mich in Zukunft gut behandeln, wir würden ein glückliches Paar.

Zwei Suizidversuche

Mein Bruder besorgte mir neue Reisedokumente. Damit flog ich in die Schweiz zurück. Am Flughafen Zürich brach ich zusammen und wachte im Spital wieder auf. Dort erfuhr ich, dass ich schwanger bin. Die Ärzte hatten Arben informiert. Er weigerte sich, mich zu sehen. Das Kind sei nicht von ihm.

Zwei Mal versuchte ich mich umzubringen und landete in der Psychiatrie, dann in einem Frauenhaus. Ohne die Unterstützung der Ärzte und der Leute im Frauenhaus wären meine Tochter und ich heute nicht am Leben.

Ich bin mittlerweile mit einem anderen Mann glücklich verheiratet. Mein Ex-Mann hat unser Kind noch nie gesehen.»

* Namen der Redaktion bekannt

Mehr Daten, mehr Schutzplätze

Für gewaltbetroffene Frauen in der Schweiz gibt es Schutzhäuser – oftmals aber sind sie nicht auf die Bedürfnisse von Mädchen und jungen Erwachsenen ausgerichtet. Abgesehen von Pilotprojekten existiert nur in Zürich ein «Mädchenhaus». Dazu kommt, dass in der Schweiz explizite ­Daten über die Gewalt gegen Mädchen und junge Frauen fehlen. Die Berner SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen will dies ändern: Sie wird per Postulat den Bundesrat bitten, eine Statistik über gewaltbetroffene junge Frauen und Mädchen zu erheben. Ausserdem verlangt sie eine nationale Bedarfsana­lyse betreffend Schutzplätze für junge Frauen und Mädchen.

Flavia Wasserfallen (40).
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Für gewaltbetroffene Frauen in der Schweiz gibt es Schutzhäuser – oftmals aber sind sie nicht auf die Bedürfnisse von Mädchen und jungen Erwachsenen ausgerichtet. Abgesehen von Pilotprojekten existiert nur in Zürich ein «Mädchenhaus». Dazu kommt, dass in der Schweiz explizite ­Daten über die Gewalt gegen Mädchen und junge Frauen fehlen. Die Berner SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen will dies ändern: Sie wird per Postulat den Bundesrat bitten, eine Statistik über gewaltbetroffene junge Frauen und Mädchen zu erheben. Ausserdem verlangt sie eine nationale Bedarfsana­lyse betreffend Schutzplätze für junge Frauen und Mädchen.

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