Das Restaurant Neumarkt in der Zürcher Altstadt ist eine gefragte Adresse. Zur Mittagszeit und am Abend ist das Lokal stets gut besucht. Kein Wunder, verspricht das Menü doch frische Produkte direkt vom lokalen Markt. Die Karte sorgt aber nicht nur dank des kulinarischen Angebots für Aufsehen. Neuerdings sorgt ein Pauschal-Aufschlag für Gäste, die wenig konsumieren, für rote Köpfe.
«Das bringt den Gast in eine unangenehme Situation»
«Falls nur eine Vorspeise konsumiert wird, erheben wir zusätzlich einen Deckungsbeitrag für unsere Dienstleistung von Fr. 10.00», lautet der Hinweis am Ende der Vorspeisen. Auf Facebook hat ein wütender Gast ein Foto der Karte veröffentlicht und damit eine heftige Diskussionen entfacht. «Wie wärs mit einer Nutzungsgebühr für Tisch und Stuhl?», kommentiert jemand mit einer gehörigen Prise Sarkasmus. Ein anderer: «Und wie sieht es aus, wenn man bloss eine Hauptspeise konsumiert – also ohne Vorspeise? Ermässigung?»
Nicht nur im Internet kommt der 10-Franken-Aufschlag schlecht weg. Auch Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz findet die Klausel sehr unüblich. Gegenüber BLICK sagt sie aber: «Wegen der Marktfreiheit ist das natürlich möglich. Jeder Gast muss selber entscheiden, ob er damit einverstanden ist, ansonsten gibt es ja andere Anbieter.» Mühe hat Stalder damit, dass der Gast erst im Restaurant vom Konsum-Zwang erfährt. «Es ist problematisch, wenn man schon sitzt, etwas zu trinken bestellt hat und dann erst diesen überraschenden Hinweis entdeckt. Das bringt den Gast in eine unangenehme Situation.»
«Das sind viele Leute, die bezahlt werden müssen»
Hinter der Klausel steht Neumarkt-Wirt René Zimmermann. Aus Sicht des Gastronomen ist der Aufschlag gerechtfertigt. «Wir haben einen sehr beliebten Garten. Es ist häufig vorgekommen, dass zwei Personen einen der begehrten Tische den ganzen Abend besetzt und nur einen Salat gegessen haben.» Zimmermann denkt auch ans Finanzielle: «In meiner Küche arbeiten rund zehn Leute. Das sind viele Leute, die bezahlt werden müssen.»
Den Vorwurf von Sara Stalder, die Gäste würden zu spät von der Klausel erfahren, lässt Zimmermann nicht gelten. «Die Speisekarte hängt vor der Tür. Dort findet man bereits den Hinweis.» Auch sonst werde niemand zum ungewollten Konsum gezwungen. Der Wirt verweist auf das kleine Café im Vorraum des Restaurants. «Wer etwas Kleines will, bekommt das dort.» (cat/jvd)