Eawag, das Wasserforschungsinstitut der ETH, hat im Juni 2020 ein Projekt zur abwasserbasierten Epidemiologie zur Erkennung von SARS-CoV-2 gestartet. Die aktuellen Zahlen deuten auf einen Neuanstieg von Infektionsfällen im Einzugsgebiet der untersuchten Kläranlage hin.
Die Forscher können inzwischen von den Kläranlagen Werdhölzli in Zürich und Step de Vidy in Lausanne «beinahe Echtzeitmessungen» vornehmen. Damit lassen sich Infektionstrends ablesen, noch bevor herkömmliche Testergebnisse vorliegen. Werdhölzli deutet derzeit einen klaren Trend nach oben an.
Die Methodik der Datensammlung umschreibt das Eawag-Projekt wie folgt: Aus Abwasser lassen sich die Krankheitslast und Krankheitsdynamik im jeweiligen Siedlungsgebiet ablesen. Denn obwohl es sich bei Covid-19 um eine Atemwegserkrankung handelt, scheidet ein erheblicher Teil der Menschen Erbgut des Virus im Stuhl aus.
Mit Abwasser der Pandemie auf der Spur
Durch das Sammeln und Analysieren von Abwasserproben lasse sich feststellen, ob und in welchem Ausmass Menschen im Einzugsgebiet einer Kläranlage mit dem Virus infiziert seien. Diese Datenanalyse liefere schnellere Ergebnisse als herkömmliches Testen: «Aufgrund der zeitlichen Verzögerung zwischen Symptomen und bestätigten Testergebnissen können wir möglicherweise das Virus, das über das Abwasser in den Gemeinden zirkuliert, nachweisen, bevor klinische Falldaten verfügbar sind», heisst es auf der Webseite des Projekts.
Die entwickelte Analysemethode sei ein «Wegbereiter für ein Frühwarnsystem», da sich ein Infektionstrend frühzeitig ablesen lasse.
Das Eawag-Projekt weist dabei darauf hin, dass eine Verbreitung des Coronavirus über Wasser oder Abwasser unwahrscheinlich sei. Obwohl genetisches Material des neuartigen Coronavirus im Abwasser nachweisbar sei, gebe es derzeit keine Hinweise darauf, dass sich der Erreger über Wasser oder Abwasser verbreite. (kes)