Keiner will für Service zahlen
Der gefährliche Geiz der Autofahrer!

Luftdruck kontrollieren, Scheiben reinigen, Öl nachfüllen: Socar-Chef Edgar Bachmann möchte den Service an Tankstellen wieder einführen – doch nur wenige Kunden wollen dafür zahlen.
Publiziert: 09.11.2014 um 15:01 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:47 Uhr
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Reifendruck messen will Edgar Bachmann seinen Kunden nicht zumuten.
Foto: Valeriano Di Domenico
Von Fibo Deutsch

Der Tankwart, der Benzin einfüllt und nach dem Reifendruck fragt, ist an unseren Tankstellen zur Rarität geworden. Service ist out – Selbsttanken ist in. Nur: Wer macht sich schon die Mühe und die Hände schmutzig, um in kauernder Stellung mit einem Messgerät an vier Pneus und ihren Ventilen zu hantieren? «Der Kunde – und noch mehr die Kundin – will damit heute möglichst wenig zu tun haben», sagt der CEO der Socar Energy Switzerland, Edgar Bachmann (47). Er betreibt 160 Tankstellen in der Schweiz. Und er will den Service-Notstand ändern, denn: «Mehr Service bringt mehr Sicherheit, Sauberkeit und Ökologie», sagt Bachmann.

Mangels regelmässiger Reifendruckkontrolle fahren über 80 Prozent der Automobilisten mit weniger Druck in ihren Pneus als empfohlen.

Die Resultate, die der Umweltverband Eco-Drive in Zusammenarbeit mit Coop Pronto bei Kontrollen an 160 Tankstellen ermittelte, sind alarmierend: «Zu geringer Reifendruck ist gefährlich und kann zu Unfällen mit schwerwiegenden Folgen führen», schreibt der TCS an seine Mitglieder. Die Verschlechterung der Fahreigenschaften kann im Extremfall zu Reifenplatzern führen: 85 Prozent dieser Schäden gehen auf schleichenden Druckverlust zurück.

Neben der Sicherheit wirken sich Service und Kontrolle positiv auf den Treibstoffverbrauch aus. Das Bundesamt für Energie weist auf das grosse Sparpotenzial bei optimalem Reifendruck hin: «Bei schlecht gepumpten Reifen muss mehr Energie für die Fortbewegung aufgewendet werden. 0,5 bar zu wenig Druck kann einen Mehrverbrauch von 0,3 Liter auf 100 km bewirken.»

Der Test mit Bezahlen ging daneben CEO Bachmann glaubt an den Service. Vor seinem Chef-Job bei Socar – vormals Esso – leitete er als Direktor den Konkurrenten Shell in Italien. «Da bin ich

Fan vom Service an den Tankstellen geworden, das ist ein richtiger Kult», schwärmt er. In diesem Frühling liess er an ausgewählten Tankstellen die Bedienung mit Service testen – für zwei Franken Zuschlag pro Tankfüllung. «Der Dienst wurde von Kunden, vor allem Frauen und älteren Personen sehr geschätzt. Doch sie waren nicht bereit, ausser Trinkgeld den Mehrpreis zu bezahlen.» An fünf Tankstellen im Kanton Zürich läuft der Test jetzt bis Ende Jahr weiter – gratis. Bachmann ist optimistisch: «Wir rechnen mit dem Trinkgeld. Auf jeden Fall ist der Service eine gute Kundenbindung.»

Wie hält es die Konkurrenz mit dem Service? Daniel Hofer, Unternehmensleiter der Migrol AG mit über 300 Tankstellen, appelliert an die Eigenverantwortlichkeit seiner Kunden: «An jeder Migrol-Tankstelle besteht die Möglichkeit, mit einem Luftdruckgerät den Reifendruck selber zu überprüfen. Die meisten Leute wollen vor allem nicht lange warten müssen.» Bei Migrol-Tankstellen mit privaten Garagebetrieben seien auf Wunsch auch Serviceleistungen erhältlich.

Sabine Schenker, Mediensprecherin der Coop Mineralöl AG mit 270 Tankstellen, erklärt, die Nachfrage nach bedienten Tankstellen sei bei ihnen zu gering: «Unseren Kunden ist ein gepflegtes Angebot im Coop-Pronto-Shop wichtiger als ein Service beim Tanken.»

Shell Schweiz mit 240 Tankstellen dagegen setzt – ähnlich wie Socar – neben einem differenzierten Treibstoffangebot auf Service: «Wir haben wie in vielen anderen Ländern der Welt 2006 auch in der Schweiz einen Rundum-Service mit Tankwarten eingeführt, und zwar kostenlos», sagt Katrin Schatz von Shell Corporate Communications. Zurzeit sind das 55 Stationen, vorwiegend an stark frequentierten Verkehrslagen.

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